Belladonna

[491] Belladonna, (schöne Frau) auch Tollkraut, Wolfskirsche, atropa belladonna genannt, wird von Linné in die 5. Klasse erster Ordnung rangirt. Dieses ist die gewöhnlichste Art, die wir in der Schweiz, in den waldigen Gegenden Deutschlands, im Thüringer Walde, am Harz u. m. a. O. finden, wo sie sich theils durch den ausfallenden Samen, theils durch ihre kriechenden Wurzeln sehr stark vermehrt. Spanien, Italien, Kreta und Jamaika erzeugen[491] die edlern Sorten, welche bei uns nur in Gewächshäusern fortkommen. Bekanntlich ist die Belladonna eine der stärksten, wild wachsenden Giftpflanzen, weßhalb man sich eine genaue Kenntniß derselben zu verschaffen suchen sollte, um Unglück zu verhüten. Sie erreicht eine Höhe von 5 bis 6 Fuß. Aus der dicken, fleischigen Wurzel erhebt sich ein krautartiger Stengel, der sich in mehrere, mit einer glatten, schmutzig grünen, oder braunrothen Rinde bedeckte Zweige abtheilt. Die Blüthe erfolgt im Juni und Juli mit glockenförmigen, verschiedenartig gefärbten Blumen ohne Geruch. Die schwarzrothen, den Kirschen sehr ähnlichen Früchte reisen im Herbst, und haben eine glänzende Farbe, rothen Saft und einen süßen Geschmack, durch welche lockenden Eigenschaften leider schon oft Vergiftungen, besonders bei Kindern, vorgefallen sind. Doch nicht allein die Frucht, sondern auch Stamm, Wurzel und Samen sind giftig. Als Kennzeichen einer Vergiftung durch Belladonna bemerkt man hauptsächlich: Trockenheit des Mundes, Erweiterung der Pupillen, völlige Erblindung, starke Röthe an Kopf und Hals, Unfähigkeit zum Schlingen, Schwindel, ja häufig sogar Convulsionen und Raserei. Als wirksame Gegenmittel pflegt man Vomitive, starken Kaffee, vegetabilische Säuren, auch wohl Kampfer zu geben. In der Medicin wird die Belladonna auf vielfache Weise, meistens mit gutem Erfolg, angewendet, und sie ist deßhalb ein eben so gefährliches als nützliches Gewächs.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 491-492.
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