Gozzi, Carlo

[489] Gozzi, Carlo, Graf, einer der phantasiereichsten und originellsten dramatischen Dichter Italiens, zu Venedig um das Jahr 1718 geboren. Wegen Zerrüttung seiner finanziellen Umstände nahm er Kriegsdienste, kehrte aber bald nach Venedig zurück und widmete sich den poetischen Studien. Bald verfeindete er sich mit den Dichtern Chiari und Goldoni und ward dadurch auf die Idee einer neuen phantastischen Art des Lustspiels gebracht, durch welche er die Mährchenwelt mit der wirklichen verknüpfte. Seine ersten Versuche in dieser Gattung waren »der Rabe,« »die Prinzessin Turandot« (die Schiller meistens wörtlich nach ihm bearbeitet hat), und der »König Hirsch,« denen er wegen der außerordentlich günstigen Aufnahme von Seiten des Publikums noch mehrere ähnliche Dichtungen folgen ließ. Fast ganz denselben Weg hat in unserer Zeit Raimund eingeschlagen; nur allegorisirt Letzterer mehr, da hingegen Gozzi oft allzu willkürlich und ohne eine zu Grunde liegende tiefere Bedeutung die tollsten, über alle Wahrheit und Illusion hinausgehenden Ausgeburten seiner Phantasie aneinanderreiht. Daher kam es auch, daß Gozzi's Lustspiele, die durch die frappante[489] Neuheit ihrer Erscheinung anfangs interessirten, bald den Reiz für das Publikum verloren. Später übersetzte er mehrere ausländische dramatische Dichtungen, wie auch andere poetische Werke. Er starb zu Anfang des 19. Jahrhunderts.

E. O.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 489-490.
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