[189] Hauff, Wilhelm, einer der talentvollsten Schriftsteller, eben so reich an Phantasie wie an Kunst der Darstellung, und dabei der liebenswürdigste Freund und Gesellschafter, war am 29. Novbr. 1802 in Stuttgart geboren, in Tübingen erzogen und nach Vollendung seiner theologischen Studien Hauslehrer beim Kriegsminister von Hügel in Stuttgart. Er eröffnete die schriftstellerische Laufbahn, die ihn während so weniger Jahre mit so reichen Kränzen schmückte, durch die Herausgabe des »Mährchenalmanachs für 1826,« der die ersten und frischesten Blüthen der tiefen Poesie seines Innern enthält; ihm folgten die »Mittheilungen aus den Memoiren des Satans« und »der Mann im Monde,« die erstern voll von dichterischen Schönheiten und lebensfrohem Humor, der letztere[189] eine Caricatur der Clauren'schen Manier, deren Unwesen damals Deutschland zu verseichten begonnen hatte. Seine spätern Erzählungen haben dem jungen Dichter die Anerkennung des gesammten Vaterlandes erworben; namentlich ist »das Bild des Kaisers« eines der ausgezeichnetsten Produkte im Fach der modernen Novelle und der historische Roman »Lichtenstein« wird wegen der geschickten Erfindung, der Wahrheit der Charaktere und der reizenden Schilderung seines geliebten Schwabenlandes den vorzüglichsten beigezählt. Von einer Reise durch Norddeutschland brachte er die geniale »Phantasie im bremer Rathskeller« zurück und übernahm 1827 die Redaktion des Morgenblattes. In demselben Jahre aber noch unterlag er am 18. Novbr. einem Nervenübel. Deutschland verlor in ihm eines der seltensten Talente. G. Schwab (s. d.) hat W. Hauff's sämmtliche Schriften gesammelt und zum Besten der Witwe des Verewigten 1830 herausgegeben.
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