[188] Pfingsten, von dem griechischen Worte Pentecoste abgeleitet, fällt am 50. Tage nach Ostern. Trauernd waren an diesem Tage die Jünger Jesu versammelt und klagten über den Verlust des Herrn. Da wurden sie plötzlich auf eine wunderbare Weise begeistert, traten heraus unter das Volk und verkündigten die neue Lehre, und stifteten so die christliche Kirche. Das Andenken an diese Begebenheit wird seit 305 in der christlichen Kirche festlich gefeiert. Und immer bleibt es für die Christen ein herrliches, erhebendes Fest. Der Geist Gottes wirkt und webt ja sichtbar auch jetzt noch in dieser Jahreszeit. Die frischen Saaten wogen, die ersten Rosen blühen, und auf den Altären der Berge leuchten die grünen Pfingstmaien wie vielverheißende Kerzen. Ein reines, heiteres Gewand trägt die ganze Erde. Und auch die Menschen sind heiter. Denn ist das Gotteshaus geschlossen, und haben sie hingeblickt gläubig und treu auf jene ersten. begeisterten Herolde des göttlichen Wortes: auch ihnen kam dann Kraft und Begeisterung für die Wahrheit. Auch ihre Herzen wurden gewappnet mit dem Schilde des Glaubens, und nach dem Reiche der Freiheit richtet sich muthig das Auge. Darum hinaus in den grünen Dom der Wälder ziehen die Menschen nach beendetem Gottesdienst. Die Bäume rauschen, der Himmel ist blau, die Erde grün, der Pfingstvogel schlägt sein Lied. Wem könnte da Freude und Heiterkeit, wem da der reine Pfingstgeist fehlen?
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