[375] Regensburg. Im weiten Donauthale an der Mündung des Regenflusses, den Römern seinen Ursprung verdankend, gibt diese Stadt ein getreues Bild aller Jahrhunderte der deutschen Geschichte im ehrwürdigsten Rahmen. Die altergrauen Mauern, die zu reizenden Promenaden verwandelten Graben, die 1100 F. lange Brücke, welche gleich einer gothischen Kuppel das gefeite Bett des Donauweibchens überwölbt und zu der jenseit liegenden »Stadt am Hof« führt, mahnen gewaltig an die früh verblichene Dynastie der Agilolfinger; während das alte Rathhaus, in welchem von 1662 an bis zur Auflösung des deutschen Reichsverbandes der Reichstag seine Sitzungen hielt, das weitläufige Labyrinth der St. Emmeranabtei mit dem Manuscriptenschatz, und die antiken Palaismauern der Fürsten von Thurn und Taxis, einen feierlichen Trauersermon über die Säcula der Vergangenheit zu halten scheinen. In dem grandiosen Dom spendet jetzt kein Kurfürst-Erzkanzler von Mainz und kein Fürstabt, wie sonst, unter dem Andrang der Gläubigen den Weihrauch seines Gebetes, obwohl das Marmormonument, dem Fürstprimas Karl von Dalberg geweiht, uns wohlthuend an eine neuere Zeit erinnert. Aber längst vorüber sind die Decennien reichsstädtischen Ruhms und Glanzes, und einige[375] Fabrikgewerbe, ein ziemlich belebter Speditionshandel auf der Donau bis nach Ulm und Wien und Schiffsbau, sind freilich ein nur geringer Ersatz für die frühere Herrlichkeit. R. bildet jetzt die Hauptstadt des bairischen Regenkreises und hat 27,000 Ew.
P.