[231] Shetlandinseln, Shetland, die oberste, dunkelstrahlende Perlenagraffe in Schottlands Krone, umwallt vom nebelgrauen Nereidenschleier des Nordmeers, ein 46 Quadrat M. großer Miniaturarchipel im Nordosten Caledoniens mit 86 Eilanden und 30 Klippen, die gleich den Zähnen und Kiefern des Eis-Riesen Boer aus dem Abgrunde von Niflheim emporstarren. Hier weilt der feurige Dagur mit seinem Glanzrosse, einmal des Jahres über 19 Stunden am Himmelsgewölbe, während nur zuweilen der Sonnenschatten der Polarländer, das Nordlicht, die langen Nächte erhellt. Der Wachholder ist der einzige Gast aus der Baumwelt, der treu verharrt und sich, wie ein frierendes Kind fern von der Heimath, ängstlich an den dürftigen Boden klammert. Nur Torf nährt die Flamme auf dem bescheidenen, aber gastlichen Heerde der zutraulichen und sturmgestählten Einwohnern, die, normannischer Abkunft mit altschottisch-englischer[231] Sprache und strengprotestantisch, in einer Anzahl von 25,000 Seelen, nur von der Pflege der Schafe und dem einheimischen Rosse von eigenthümlicher kleiner Raçe, von Fischerei, Heringsfang, Kelpbereitung und Strumpfstrickerei, und von der geringen Küstenernte an Gerste, Hafer und Kartoffeln, das kärgliche Leben fristen. Haupteiland ist das 13 M. lange Mainland mit 14,500 Ew. und dem Hauptorte Larwick, ein vielbuchtiger, von grünen Wiesenstreifen eingesäumter Moorgarten, in dessen Mitte, den Scheitel mit dem verrosteten Helme eines altnormannischen Schlosses bedeckt, der 3944 F. hohe Rona-Kegel emporstarrt wie ein geharnischter Wächter über dem Hünengrabe einer zertrümmerten Vorwelt. Mit den Orkneyinseln (s. d.) bilden die S. zusammen die 33. Grafschaft (Shire) Schottlands.
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