[400] Gerste, zur Familie der Gräser gezählt, eine der nützlichsten, unentbehrlichsten Getreidearten. Man pflegt sie nach der Zahl der Reihen, in welchen die Körner an den Aehren sitzen, zwei-, vier- und sechszeilig zu nennen, und bedient sich ihrer als Malz zum Bierbrauen, zum Brodbacken, und endlich im Naturzustand als Viehfutter, und seit Kurzem auch wie Kasse gebrannt und gekocht, als Kaffesurrogat. Am gewöhnlichsten bei uns ist die zweizeilige Sommergerste oder Futtergerste mit platten Aehren und großen Körnern. Sie hat zwar sechs Reihen Blüthen, wovon jedoch vier unfruchtbar sind und nur zwei Samen bringen. Zum Malz wird diese für die beste gehalten, doch dient sie auch zum Mehl und zum Viehfutter. Die gemeine vierzeilige Gerste hat lange, etwas schmale Aehren und kleine Körner, und wird von Vielen der[400] zweizeiligen vorgezogen, weil sie einen weniger guten Boden verlangt. Die sechszeilige Wintergerste mit ihrer sechsfachen Reihe von Körnern empfiehlt sich durch außerordentliche Fruchtbarkeit, indem sie ein Drittheil mehr gibt als andre Gerste. Dagegen taugt sie weniger zu Malz als zu Mehl und Graupen, und erheischt einen bessern Boden als alle anderen Arten. In einigen Gegenden wird sie im Herbst gesäet und dann als Wintergerste behandelt, doch trägt sie in gutem Erdreich auch vollkommen reisen Samen, wenn die Aussaat zeitig im Frühjahr geschieht. Die Reisgerste, zweizeilig, in jeder Reihe 1215 kleine Körner, wird besonders in England, Frankreich und einigen Gegenden Deutschlands auch zu Graupen und Grütze benutzt. Der bekannte Gerstenzucker wird bereitet, indem man gewöhnlichen Zucker in Gerstenwasser kocht, ihn alsdann auf einen, mit etwas süßem Mandelöl bestrichenen Marmorstein ausgießt, und mit einem kupfernen Haken zu länglichen Stäbchen windet.
L. M.