[232] Siam, ein 12,000 Quadrat M. großes Königreich in Hinterindien (s. Ostindien), an Birma, Malacca und das chinesische Meer grenzend, größtentheils gebirgig, doch auch mit herrlichen, von schönen Flüssen, namentlich dem majestätischen Menam, durchschnittenen Ebenen, ein blumen- und fruchtreicher, aber bei einer Bevölkerung von nur dritthalb Millionen Seelen, wenig angebauter Garten mit romantischen Felsenpartien, unter Indiens wundersamem, tiefblauem Himmel. Der herrschende Volksstamm sind die Siamesen, von kleiner Statur, kräftig gebaut, aber gänzlich der Grazie und Geschmeidigkeit entbehrend, durch welche sich andere Indier auszeichnen. Ihre Tracht ist ärmlich: sie besteht gewöhnlich in einem Stücke Seiden- oder Baumwollenzeug, das um die Hüfte drapirt wird, und die Beine unbedeckt läßt. Die Farbe der Kleidung ist braun; weiß bezeichnet die Trauer. Beide Geschlechter tragen weder Turban noch Mütze, und außerordentlich lange Nägel und schwarze Zähne gelten auch bei ihnen, wie bei den Chinesen, für eine vorzügliche Schönheit. Die Hautfarbe ist meist lichtbraun und bei den Frauen der höhern Stände wird der Körper durch den Gebrauch eines glänzend gelben Waschwassers[232] oft goldfarbig. Der Siamese hat nur eine rechtmäßige Gattin, darf aber so viele Nebenweiber halten, als er ernähren kann; auch hat er die Erlaubniß, die letzteren, sowie die Kinder, zu verkaufen oder zu verschenken. Die Hauptstadt des Landes und Residenz eines grausam-despotischen Königs, der den Titel »Herr der weißen Elephanten« führt, heißt Bankok.