Sierra Leone

[247] Sierra Leone, Küstenland in Westafrika zwischen Senegambien und der Körnerküste, mit dem Vorgebirge und dem Flusse gleiches Namens. Das Land ist schön und trefflich bewässert, und überall erblickt das Auge die reizendsten Landschaften: tausendfach zerbuchtete Küsten mit dem üppigen Pflanzenwuchse des tropischen Himmels bedeckt, Adensoulen (s. Afrika) von ungeheuerer Größe, dazu die lebhaften Faroen des üppigen Laubes und alle Produkte des heißen Afrika. Die Dämmerung kennt man nicht; auch gibt es nur eine nasse und eine trockene Jahreszeit. Das Land wird von vielen Negerstämmen bewohnt, deren Sitten ein wunderliches Gemisch[247] von Rohheit, Natürlichkeit und raffinirter Ausartung darbieten. Die Männer verbringen die meiste Zeit mit Schwatzen, die Weiber mit Arbeit. Die Mädchen sind hübsch, spinnen Baumwolle und hören über Alles gern Mährchen. Auch sind die Männer weit eitler als die Frauen, und äffen auf die täppischste Weise europ. Moden nach. Die Weiber dagegen kleiden sich in ein Stück Baumwollenzeug, das um den Leib befestigt wie ein Rock bis auf die Knöchel sich herabfaltet; um die Knöchel tragen sie Ringe mit Schellen. Die Briten haben hier eine Kolonie für freie oder befreite Neger angelegt, deren Hauptort Freetown ist.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 247-248.
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