[72] Chaucer (Tschaser) Geoffrey, geb. 1328 in London kam jung an den Hof Eduards III. und gewann die Gunst des Herzogs von Lancaster. Sein poetisches Talent entwickelte sich frühe; schon im 18. Jahre schrieb er seinen »court of love« (Hof der Liebe), später die »Klage des schwarzen Ritters« und ähnliche; am berühmtesten und bei der Nation beliebt wurde er durch seine »Canterbury tales« (Canderbury-Erzählungen), wo der Einfluß des Bocaccio und der ital. Literatur überhaupt unverkennbar ist. C. war nämlich in Staatsgeschäften nach Genua geschickt worden und hatte dort Petrarca persönlich kennen lernen; seine Theilnahme für Wiclef zog ihm aber die königl. Ungnade zu und er st. 1400 zurückgezogen auf dem Schlosse Dunnington. Man hat C. schon den engl. Hans Sachs genannt, jedoch nicht treffend; denn Ch. erzählt in dem naiven Style der altfranzösischen Troubadours und vermag seinen Stoff mit Lebendigkeit und Leichtigkeit zu behandeln. Letzte Ausgabe seiner poet. Werke, London 1845, 6 Bde.