Dialog

[373] Dialog, griech., Unterredung, Wechselgespräch, Unterhaltung. Der D. wurde sehr früh bei Erörterung wissenschaftlicher Gegenstände angewendet u. durch Platon die höchste Art des wissenschaftlichen Vortrages. Bekannt ist der sokratische D. als das Wesen der Lehrmethode des Sokrates, der im Gegensatz zur Gelehrtthuerei der Sophisten ein zwangloses Gespräch anknüpfte, vom Bekanntesten u. oft Unscheinbarsten ausging, Beispiele aus dem täglichen Leben entlehnte, um den Begriff oder die Definition einer Sache zu entwickeln und als schon im Gefragten liegend aufzuzeigen. Außer Sokrates, Platon und Cicero, Xenophon und Lucian bedienten sich Erasmus von Rotterdam, Fenelon, Mendelssohn, Lessing, Engel, Schelling, Solger u.a. sowie zahlreiche Schulbücher des wissenschaftlichen D.s, welcher neuestens in den »Gesprächen über Kirche und Staat« (vom General v. Radowitz) mit Geist und Glück angewendet wurde. Der dramatische D. ist dem Monolog, Alleingespräch, im Singspiele den Gesangstücken entgegengesetzt, wird in gebundener oder ungebundener Rede geführt u. bezweckt die Entwicklung der Handlungen. Als bisher unerreichtes Muster des dramatischen D.s steht Shakespeare da. – Dialogisiren, in Gesprächsform darstellen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 373.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: