Dietrichstein

[387] Dietrichstein, altes gräfliches, in einer Linie fürstliches Geschlecht in Oesterreich, reich begütert, leitet seinen Ursprung von den Grafen von Zeltschach und Friesach im Save- und Gurkthale her. Der erste urkundliche Ahne ist Reinpert, gest. 1004; die Stammburg lag bei Feldkirchen, im Villacher Kreise. Die Söhne des Pankraz von D., Franz und Sigismund, stifteten zu Ende des 15, Jahrh. die Weichselstätt-Rabensteinische und Hollenburg-Finkensteinische Linie; die erstere ist dem Erlöschen nahe, die Hollenburg-Finkensteinische theilte sich wieder in die Hollenburgische Linie, 1825 erloschen, und die noch blühende Nikolsburgische, fürstliche Linie. Letzterer gehören an: Sigmund von D., Freund Kaisers Max I., ausgezeichneter Kriegsmann, von diesem zum Freiherrn und Obersterblandmundschenken in Kärnthen und Oberstlandjägermeister in Steyermark erhoben, st. 1540. Sein Sohn Adam erwarb 1575 die mährische Herrschaft Nikolsburg, wurde 1587 von Kaiser Rudolf II. in den Grafenstand erhoben; er war ein ausgezeichneter Staatsmann u. nahm an den wichtigsten Verhandlungen Antheil. Dessen Sohn Franz von D., geb. 1570, der eigentliche Gründer der Größe des Hauses D., studierte in Prag u. Rom, wurde 1599 Cardinal u. Bischof von Olmütz, führte Mähren zum kathol. Glauben zurück, diente den Kaisern Rudolf II., Mathias I. und Ferdinand II. als Rath, Vermittler und Gesandter und bewies dabei eben so viel Klugheit als Ehrenfestigkeit, schlug einen Einfall des Steph. Boczkai zurück, führte die mähr. Hilfsvölker im Türkenkriege an, beschützte gleichzeitig Wissenschaft und Kunst, baute Kirchen und Schulen, legte Bibliotheken an u. übte unzählige Werke der Menschenliebe. Da für lohnte ihn das Volk durch allgemeine Liebe, Ferdinand II. 1622 durch die Erhebung in den Reichsfürstenstand, welche [387] Würde 1631 auf seinen Neffen Maximilian und erblich auf den Aeltesten der Familie ausgedehnt wurde; er st. 10. Septbr. 1636. – Karl Maximilian, Fürst von D., erbte 1769 von seinem mütterlichen Großvater die Herrschaften Proskau und nahm davon Titel und Wappen an; Johann Baptist, Fürst von D., erbte 1802 die steyerschen Fideicommißherrschaften der gräfl. Familie Leslin, daher sich die Familie von D.-Proskau-Leslin schreibt. – Fürst Franz Joseph, geb. 28. April 1767, diente als Soldat und Staatsmann, erhielt beim Sturm auf Valenciennes den Maria-Theresien-Orden. Sein Bruder, Graf Moritz von D., geb. 1775, Soldat von 1791–1800, k. k. wirklicher Geh. Rath und Kämmerer, Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften, leitete seit 1815 die Erziehung des Herzogs von Reichstadt, wurde Obersthofmeister der Kaiserin und Kämmerer.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 387-388.
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