Don Juan

[431] Don Juan (Don Chuan), der Held einer span. Volkssage, durch Mozarts Oper überall bekannt, soll dem Geschlechte der Tenorio zu Sevilla angehört haben. Schön, kraftvoll, gewandt, die Furcht nicht kennend, wandte er sich von dem Glauben ab und dem Bösen zu, lebte seiner Luft und verführte jedes Weib, das ihm gefiel. Zuletzt wollte er sich der Giralda dʼUlloa, der Tochter des Gouverneurs von Sevilla, bemächtigen, tödtete den Vater im Zweikampfe, drang in das Familiengrab u. lud dort das Marmorbild des Erschlagenen zu einem nächtlichen Schmause; der steinerne Gast erschien wirklich und führte den D. der Hölle zu. Die spätere Sage rettet den D. von der Hölle, indem sie ihn mit dem D. de Masanna vermischt, der ebenfalls seiner Luft u. dem Teufel diente, jedoch durch rechtzeitige Buße die Schlingen des Satans zerriß. Die D.-Sage wurde zuerst von dem Spanier Tirso de Molina dramatisch behandelt, sie wanderte hierauf nach Frankreich, wo sie von Villiers und Molière auf die Bühne gebracht wurde, europäisch aber wurde sie durch Mozarts prachtvolle Oper. Byron gab dem D. sein individuelles Gepräge, Grabbe führt ihn gar mit dem deutschen Dr. Faust zusammen, Lenau, Holtei etc. haben sich ebenfalls an ihm versucht, desgleichen die Franzosen Alexander Dumas und Mallefille.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 431.
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