Eleusis

[539] Eleusis, Ort in Attika, jetzt Levsina, im ganzen Alterthum berühmt durch seine Feste und Mysterien. Sie wurden den chthonischen Göttern: Ceres, Proserpina und Bachus gefeiert, dem im Herbste ersterbenden, in die dunklen Tiefen der Erde hinabsteigenden, im Frühling wieder erstehenden, auf der Erde erscheinenden Naturleben, von den Priestern dramatisch dargestellt in der Mythe von Ceres, Proserpina und Bachus. Sie sind aber zugleich die Götter der Zeugung, der Geburt und des Todes, der Ober- und Unterwelt. Der in die Mysterien Eingeweihte fand in diesen deßhalb auch die Lösung des Räthsels des menschlichen Lebens, welches wie das vegetabilische Leben überhaupt im Dunkel anfängt und endet, in der Unterwelt aber wieder neu beginnt, glücklich oder unglücklich, je nachdem das Leben auf der Oberwelt Verdienst oder Schuld auf sich geladen. Die Alten sprechen mit großer Ehrfurcht von den Mysterien, und ohne Zweifel waren in denselben die religiösen Ideen und Ahnungen der griech. Vorzeit reiner dargestellt, als in der üblichen Volksreligion; daß aber der Glauben an einen Gott, oder eine geheime Religion gegenüber der öffentlichen gelehrt worden sei, ist eine Fabel. Der Geheimdienst erklärt sich wohl daraus, daß sich in E. ein vorhellenischer Cult erhielt, dem sich Athen und das andere Griechenland nur allmälig anschlossen.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 539.
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