Kapuziner

[542] Kapuziner, frz. capucins (von ihrer großen und spitzigen Kapuze also genannt), heißen die Mitglieder eines Zweiges der Franciskaner (s. d.), von Matteo de Bassi, einem Mönch des Klosters Montefalcone im Herzogthum Urbino, 1525 nicht sowohl gestiftet als veranlaßt. Der K.orden ging hervor aus dem Streben, die alte Tracht und die Urregel des heil. Franziskus wieder zu Ehren, die Geistlichkeit aber in innigen Verkehr mit den niedern Volksklassen zu bringen und gedieh um so rascher, weil anfänglich die Klöster nur aus Lehm u. Holz gebaut und sehr armselig eingerichtet wurden. Die ersten Klöster waren Colemzone u. Monte-Melone; 1528 bestätigte eine päpstliche Bulle den Verein, 1529 gab es bereits 4 K.klöster u. Bassi wurde der erste Generalvicar, 1536 benannte P. Paul III. die K. K.minoriten (minores capucini) und bestätigte die sehr strenge Regel: strenge Fasten, kein Anhäufen von Lebensmitteln, Reisen ohne Kopf- und Fußbekleidung, Nichtannahme von Geld beim Terminieren (Almosensammeln), Armuth selbst hinsichtlich der Kirchengeräthe. Im argen Widerspruch mit der eine große Demuth voraussetzenden Regel waren die 3 ersten Generalvicare eben keine Tugendmuster: Bassi selbst war ein eigenmächtiger Mann, wurde abgesetzt u. verließ zuletzt die K. ganz, sein Nachfolger Fossombrone mußte aus dem Orden gestoßen werden, Bernardino Ochino war ein Heuchler. der 1541 es dahin brachte, zum 2.mal Generalvicar zu werden, 1542 aber in Genf calvinisch wurde und als Prediger der Vielweiberei herumzog, bis ihn 1561 zu Plankow in Mähren die Pest wegraffte. Seit 1545 gediehen die K. großartig, kamen 1573 nach Frankreich, um 1600 nach Deutschland, 1606 nach Spanien, wurden 1619 unabhängig von den ihnen stets abgeneigten Observanten u. besaßen um 1750 in mehr als 50 Provinzen u. 3 Custodien über 600 Klöster u. 25000 Mitglieder. Sie wirkten vortrefflich als Missionäre, namentlich in der Türkei, in Congo, Tibet (wo ihnen der Dalai-Lama 1707 ein Hospitium in Larissa zugestand) und Brasilien und überstanden, obwohl sie die Jesuiten des gemeinen Volkes genannt werden dürfen, alle Stürme der Revolution, weil sie der Reformation nicht wissenschaftlich zu Leibe gingen u. vor allem, weil es bei ihnen keine fetten Kirchengüter zu säcularisiren gab. Noch [542] heute gibt es etwa 8000 K., davon 250 im Haupthause zu Rom, 1300 in Oesterreich etwa 300 in der, Schweiz, 120 in Bayern u.s.f.; sie sind ein Segen für die europäische Türkei, besitzen ein Erziehungshaus im apostolischen Vicariat Aleppo und wirken als Missionäre namentlich wieder in Südamerika. Als ausgezeichnete K. sind hervorzuheben ihr Geschichtschreiber Zach. Boverius, der hl. Felix von Cantalice, der Staatsmann Foyeuse u. Pater Joseph, der bekannte Rathgeber Richelieus. – Die K. inen oder Schwestern vom Leiden, gestiftet 1538 zu Neapel von M. Laurentia Longa, haben im Ganzen die Tracht u. Regel der strengen Clarissinen (s. d.) und außer dem Haupthause zu Rom 5 Klöster in Italien, 12 in der Schweiz, 1 zu Landshut in Bayern u. 1 zu Lima in Peru. – Kapuzinade. Strafpredigt in der Sprache des gemeinen Mannes, namentlich die burleske und heftige.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 542-543.
Lizenz:
Faksimiles:
542 | 543
Kategorien: