Kapuziner

[606] Kapuziner (Capucini ordinis fratrum minorum), ein Zweig des Franziskanerordens, der unter allen Kongregationen die strengste Regel hat. Die K. tragen braune, wollene Kutten mit langen, spitzen Kapuzen (daher ihr Name) und Sandalen an den bloßen Füßen. Gestiftet 1525 vom Pater Matteo di Bassi (Baschi) im Observantenkloster Monte Falco in Urbino, 1528 vom Papst Clemens VII. bestätigt, konstituierten sie sich 1529 als extremer, das Proletariat unter den Mönchen darstellender Bettelorden. Mit der Zeit fanden sie in verschiedenen Ländern Eingang, 1593 auch in Deutschland. Erst 1619 erhielten sie eigne Generale. Als burleske Volksprediger (daher der Ausdruck »Kapuzinade«) und geschickte Bettler verspottet und durch körperliche wie geistige Verwahrlosung herabgekommen, haben sie das Schicksal der Orden im 18. wie im 19. Jahrh. geteilt, bis der Aufschwung des Ultramontanismus auch ihnen wieder neue Kräfte zuführte. 1904 zählte der stark im Wachsen begriffene Orden in 57 Provinzen (in Deutschland die rheinisch-westfälische und die bayrische) 706 Klöster mit 9773 Mitgliedern (darunter 6222 Priester und Kleriker). Er leitet über 600,000 Tertiarier (s. d.). Kapuzinerinnen gibt es seit 1538, zurzeit noch einige Klöster in Frankreich, Italien, Spanien und Amerika. Vgl. die seit 1884 in Rom erscheinenden »Analecta Capucinorum«; Steidl, Die Missionen der Kapuziner in der Gegenwart (Meran 1890); Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 1 (Paderb. 1896).[606]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 606-607.
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