Kategorie

[565] Kategorie, griech., lat. praedicamentum, Aussage, Merkmal; dann der Stamm-. Grund-. Gattungs-, Klassen- oder Allgemeinbegriff. Um eine Topik zu schaffen, d.h. ein System von Fragen, durch welche alles aufgefunden werden sollte, was sich von irgend einem Ding hinsichtlich seines Wesens u. aller seiner Verhältnisse aussagen ließe, mußte Aristoteles versuchen, das ganze Gebiet des Erkennens auszumessen u. einzutheilen und somit die K.n aufsuchen. Er fand 10, nämlich: Substantialität, Quantität, Qualität. Relation, Raum, Zeit. Lage, Haben, Thun, Leiden. Diese K. ntafel wurde später vermehrt durch 5 Kategoreme, praedicabilia, die sich auf die 10 K.n beziehen: Geschlecht, Art, Unterschied, Eigenschaft, zufälliges Merkmal. sowie durch 5 abgeleitete Begriffe. postpraedicamenta, nämlich: Gegensatz, Früher-, Später-, Zugleichsein, Bewegung. Diese K.n waren weder folgerichtig noch vollständig, da von keinem festen Princip ausgegangen und ohne feste Regel empirisch verfahren worden war. Nachdem die aristotelischen K.n bei den mittelalterlichen Scholastikern eine Hauptrolle gespielt [565] hatten und von Laurentius Valla auf nur 3 (Substantialität, Qualität, Handlung) zurückgeführt worden waren), unternahm es Kant, die K. auf die Einheit des Bewußtseins als ein festes Princip zu gründen, die Anwendbarkeit seiner K.n auf die Erfahrung aus dem Wesen des Bewußtseins nachzuweisen und vermittelst der K. alle Vorstellungen und Erkenntnisse in ein vollständiges System zu verwandeln. Er stellte folgende 12 K.n als nothwendige und allgemeingiltig Ur-, Wurzel- oder »reine Verstandesbegriffe« auf: a) mathematische. d.i. auf Gegenstände der Anschauung gerichtete, nämlich 3 der Quantität: Einheit. Vielheit. Allzeit, und 3 der Qualität: Realität. Negation, Limitation; dann b) dynamische, d.i. auf das Vorhandensein der Gegenstände der Anschauung sich beziehende, nämlich 3 der Relation: Inhärenz, Kausalität, Wechselwirkung, und 3 der Modalität: Möglichkeit. Wirklichkeit, Nothwendigkeit. Diese K.n wurden in vielen Wissenschaften angewendet. um eine Uebersicht des Stoffes zu gewinnen. Krug verbesserte nichts, indem er die Relation als Ur-K. an die Spitze von allen stellte und Raum und Zeit unter die K.n aufnahm, von denen Kant dieselben als Formen der Sinnlichkeit ausgeschlossen hatte. Fichte wollte über Kant hinaus u. ließ die K. als »apriorische Gesetze der Selbstbestimmung des absoluten Ich« aus den verschiedenen Verbindungen des absoluten Ich mit dem absoluten Nichtich und aus den Modificationen beider hervorgehen; Hegel wiederum ließ sein reines Sein sich dialectisch bewegen, zunächst zur These werden, dann diese aus sich selbst einen Gegensatz (Antithese) erzeugen, beide zusammen in einen 3. concreten Begriff »zusammenschießen« u.s.f. und vermeinte, damit Gott und Welt in sein Begriffsnetz einfangen zu können.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 565-566.
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