Nervenfieber

[316] Nervenfieber, nervöses Fieber, wird dasjenige Fieber genannt, das durch die Mitleidenschaft, in welche es die Centralorgane des Nervensystems, namentlich das Gehirn und Rückenmark, zieht, einen das Leben sehr gefährdenden Charakter an sich trägt. Spricht man von dem N. als einem specifischen Krankheitsprozeß, so ist darunter immer der Typhus, in der Regel typhus abdominalis, verstanden. Mit den Beiworten lenta versatilis zu febris nervosa bezeichneten die Aerzte der älteren Schule gewöhnlich noch den langsamen oder wechselnden Verlauf eines solchen Fiebers. Ein nervöses Fieber kann sich den Symptomen der verschiedensten Krankheiten beigesellen, ja die letzten Stunden des menschlichen Lebens lassen in der Regel das Bild dieses Zustandes sehen. Von einem bestimmten Verlauf kann unter solchen Umständen keine Rede sein. Anlangend die ärztliche Behandlung, so muß in erster Reihe diese von dem primären Leiden abhängig sein, und nur die Berücksichtigung der noch für den Verlauf der Krankheit nothwendigen Gesammtkräfte des Organismus kann im gegebenen Fall die Anwendung der flüchtigen Reizmittel der sog. nervina valeriana, serpentaria, Aether, Moschus, nothwendig machen. Immerhin werden aber das Chlor und die mineralischen Säuren zur Bewältigung der Gefäßaufregung nicht zu entbehrende Medicamente insbesondere im Anfang einer solchen Krankheit sein.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 316.
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