Pius VII.

[553] Pius VII. nannte u. am 3. Juli 1800 in das von den Franzosen 1794 geräumte Rom einzog. Die Verhältnisse schienen sich überhaupt günstiger zu gestalten; Napoleon I. haßte den cynischen Unglauben der Revolutionäre, denn er kannte die Anhänglichkeit der Volksmasse in Frankreich an die kath. Religion u. war überzeugt, daß er ohne die Kirche keine dauernde Staatsordnung in Frankreich herzustellen vermöge. Deßwegen schloß er 1801 mit P. VII. ein Concordat und wenn er auch die Bestimmungen desselben vielfach umging, so erblickte doch der Papst in ihm die einzige Bürgschaft gegen die Wiederkehr der Revolution u. vollzog auf dessen dringenden Wunsch am 2. Decbr. 1804 die Salbung des franz. Imperator zum Kaiser. Doch der Uebermuth Napoleons I. brach schon bei diesem Anlasse durch; nur durch die Hinweisung auf seine für bestimmte Fälle in Sicilien niedergelegte Abdankungsurkunde entging der Papst einer gewaltsamen Zurückhaltung in Frankreich, und als er ebensowenig[553] die Ehe des Königs Hieronymus von Westfalen mit einer protestant. Nordamerikanerin scheiden wollte, weil dieselbe sich als gültig vollzogen erwies u. als er andern unstatthaften Anforderungen nicht nachgab, ließ Napoleon Rom besetzen, verlangte die Rückgabe des Kirchenstaats als eines von Karl d. Gr. gemachten Geschenks, erklärte die weltliche Herrschaft des Papstes beendigt u. befahl dessen Gefangennehmung. Bevor diese vollzogen wurde, ließ P. VII. die Excommunicationsbulle gegen den Kaiser (Nacht vom 10-11. Juni 1809) anschlagen; in der Nacht vom 4–5 Juli wurde er im Quirinal überfallen, eilig nach Frankreich bis Valence, von dort ab er nach Savona zurückgebracht und hier gefangen gehalten. Auch in dieser Lage blieb P. VII. gegen alle Vorspiegelungen und Drohungen standhaft und erst als der kranke nach Fontainebleau geschleppte Greis auf jede Weise bestürmt wurde, unterschrieb er am 25. Jan. 1813 ein den Wünschen des Machthabers mehr entsprechendes Concordat, widerrief es aber bald feierlich als einen von ihm begangenen Fehler. Am 23. Jan. 1814 erhielt er von dem auf den deutschen Schlachtfeldern gedemüthigten Despoten die Freiheit wieder und durch den Wiener Congreß bis auf Avignon und Venaissin alle weltlichen Besitzungen des hl. Stuhles zurück. Nach dem kurzen Zwischenspiel des Muratʼschen Einfalls (1815) lebte P. VII. unangefochten in Rom der Wiederherstellung der vielfach gestörten kirchlichen Ordnung; er schloß mit Frankreich, Bayern, Neapel, Piemont etc. Concordate ab, stellte 7. Aug. 1814 den Jesuitenorden wieder her u. st. 20. Aug. 1823 in Folge eines Hüftknochenbeinbruchs.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 553-554.
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