Reimarus

[695] Reimarus, Herm. Sam., geb. 1694 zu Hamburg, gest. 1767 daselbst als Gymnasialprofessor, besaß tüchtige philologische, naturhistorische und philosophische Kenntnisse. (Vollendung der von Fabricius begonnenen Ausgabe des Dio Cassius, durch Betrachtungen über die Triebe der Thiere, eine Schrift über die Wahrheiten der natürlichen Religion u.s.w.) Erst nachdem Lessing die Wolfenbüttler Fragmente herausgegeben hatte und R. in den 20ger Jahren unseres Jahrh. als Verfasser derselben unwiderlegbar bekannt wurde, erwarb ihm dies große Berühmtheit. Diese Fragmente handeln von der Verketzerung der Vernunft auf den Kanzeln, von der Unmöglichkeit einer Offenbarung, welche allgemeinen Glauben finde, über den Durchzug der Israeliten durch das rothe Meer; ferner wollen sie darthun, der Zweck des A. Test. sei keineswegs die Offenbarung einer Religion, der kirchliche Glaube an die Auferstehung Jesu Christi habe keinen haltbaren Grund und Boden, endlich: Jesus und Seine Jünger hätten die Messiasidee nur ausgebeutet, um ein politisch selbständiges Reich der Juden herzustellen – Behauptungen, für welche der gelehrte Scharfsinn Scheingründe aufhäufte, von denen aber nicht einer der unbefangenen historischen Forschung Stand hielt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 695.
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