[392] Offenbarung, lat. revelatio, nennt man in der Theologie die Kundgebung u. Mittheilung Gottes an die Menschen in Bezug auf Religion. Die Form der O. ist eine zweifache, nämlich O. durch unmittelbare Berührung des menschlichen Geistes mit dem göttlichen oder durch Inspiration (Propheten), zweitens die durch äußere den Naturgesetzen widersprechende Erscheinungen d.h. durch Wunder vermittelte. Die O. war nothwendig, weil die religiöse Erziehung und Ausbildung des Menschen von Gott selber ausgehen mußte, indem laut vielen Thatsachen und mittelbaren Zeugnissen der Geschichte der Mensch durch eigene Kraft nicht sowohl zur Entwicklung des religiösen Bewußtseins als zu den vielgestaltigsten Verirrungen desselben gelangt; wirklich, denn sie ist historisch gegeben und vorzugsweise in der Bibel enthalten, welche deßhalb häufig schlechtweg O. genannt wird. Die Fragen über das Warum und Wie der O. haben in neuerer Zeit Philosophien und Kritiken der O. von der verschiedensten Art ins Leben gerufen, die sich füglich in 2 Klassen: bejahende und verneinende eintheilen lassen. Man unterschied die eigentliche O. Gottes als übernatürliche od. höhere von der natürlichen. welch letztere durch Betrachtung der Natur, des Ganges der Geschichte und durch die Stimme des Gewissens vermittelt wird; man nannte jene auch die besondere, weil sie durch Gott selber und auserwählte Organe: Patriarchen, Propheten, Apostel stattfand, diese die allgemeine, indem man voraussetzt, daß jeder Mensch, dessen Vernunft sich einigermaßen entwickelt hat, die natürliche O. kennt. Ferner nannte man die unmittelbare O. Gottes an die ersten Menschen Ur-O. zum Unterschied von der spätern, besonders von der O. Jesu Christi u.s.w. S. Messias.