Schriften

[122] Schriften, Lettern, Punzen, Typen (nach dem lat. typi), franz. caractères, engl. types, heißen in der Buchdruckerei u. Schriftgießerei die verschiedenen Sorten der gegossenen Buchstaben.[122] Nach dem Kegel (s. d.) in aufsteigendem Grade geordnet unterscheidet man: Diamant, Perl, Nonpareille, Colonel, Petit, Bourgeois oder Borgis, Corpus oder Garmond, kleine Cicero, grobe Cicero, Mittel, Tertia, Text, Doppelcicero, Doppelmittel, kleine u. grobe Canon, kleine und grobe Missal, kleine u. grobe Sabon, Real, Imperial. Die frz. Eintheilung, welche auch in Deutschland hin und wieder Eingang gefunden, bestimmt den Kegel der S. nach Punkten, deren 1 = 2 Punkten vom Paris. Fuß. Die deutschen S. heißen Fraktur-, die lat. Antiqua-S. Zu ersteren zählt die Schwabacher-S. (von Schriftschneider Schwabach erfunden), deren man sich früher vorzüglich zur Hervorhebung einzelner Stellen im Satz bediente, und die altgothische oder Black; beide wurden verdrängt durch die auch bei den Antiqua-S. eingeführten fetten und halbfetten S., deren Buchstab en im Druck schwärzer als die gewöhnlichen erscheinen, und die neugothischen S. Die schrägstehende Antiqua heißt Cursiv und ist von Aldus Manutius erfunden. Außerdem gibt es noch Schreib-S. oder Current, welche die geschriebenen Buchstaben darstellen, u. Kanzlei-S. Die gesperrte od. durchschossene Schrift wird durch dünne niedere Schriftstücke (Spatien) zwischen den einzelnen Buchstaben hergestellt. Zu den S. gehören noch die nöthigen Quadraten, Gevierte, Halbgevierte und Spatien, durch welche der weiße Raum im Druck ausgefüllt wird. – Auch die Buchbinder gebrauchen S. für die Rücken der Bücher.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 122-123.
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