Sufismus

[374] Sufismus, die Mystik und Ascese des Islam, die sich seit 1000 Jahren in einer außerordentlich reichen Literatur sowie in den Regeln mohamedanischer Mönchsorden geltend machte. Man hat 3 Perioden des S. zu unterscheiden, nämlich die 1. von der Zeit Harun al Raschids bis auf die Kreuzzüge (800 bis 1100 n. Chr.), in welcher die Sufi's weder in Gegensatz zum bestehenden Gesetze standen, noch in Pantheismus verfielen, sondern sich die rigorose Erfüllung [374] des Gesetzes angelegen sein ließen; in der 2. von den Kreuzzügen bis zum Ausgange der ersten Mongolenherrschaft, 1100 bis etwa 1330 n. Chr. dauernden, glänzten als Sufis die Dichter Dschelaleddin Rumi und Mahmud Schebisteri, kam aber eine pantheistische, an den Parsismus, Manichäismus und Gnosticismus mahnende Weltanschauung auf, welche in der 3. Periode (vom Sinken der 1. Mongolenherrschaft bis zum Sinken der zweiten, 1330–1600 u. Chr.) nicht mehr ausgerottet werden konnte, wobei aber die positive Offenbarung des Islam durch alte Legenden und Allegorien mindestens dem Namen nach bewahrt blieb. Die 2. Periode des S. ist durch Hammer-Purgstalls Geschichte der schönen Redekünste Persiens sowie durch Tholuck bei uns die bekannteste geworden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 374-375.
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