Syrien

[397] Syrien, im weitern Sinne das Hochland, welches sich von der Gränze Kleinasiens, dem Taurusgebirge, südl. bis an das rothe Meer u. die Wüste von Suez erstreckt, östl. allmälig an den Euphrat abfällt, westl. vom Mittelmeer bespült wird, in einer Länge von mehr als 100, in einer Breite von 20–30 Meil., so daß die Oberfläche über 2500 QM. umfaßt. Diese Hochfläche wird durch eine tiefe Thalspalte (Cölesyrien) in einen östl. und westl. Theil gesondert n. erhebt sich im Libanon und Antilibanon bis 9000'; die beträchtlichsten Flüsse sind der Orontes, Leontes, Jordan. Man unterschied im Alterthume das eigentliche S. d.h. das Land vom Taurus bis zum Libanon und vom Mittelmeer bis an den Euphrat, mit den Königreichen Damascus, Zoba, Maacha, Beth Rech ob, Hamath Arphad, Hauran und Geschur sowie das eigentliche Cölesyrien, das Thal zwischen Libanon und Antilibanon, sodann Palästina und Phönicien. Das eigentliche S. (Aram) erscheint abwechselnd den großen Reichen Asiens unterworfen u. bildete nach Alexander d. Gr. den Mittelpunkt des griech.-syr. Seleucidenreichs, welches sich in seiner besten Zeit von Aegypten bis an das schwarze Meer, von Ionien bis Ostindien erstreckte und griech. Kultur verbreitete. Durch Pompejus wurde es römisch, ging dann an Byzanz über, wurde schnelle Eroberung des Khalifats, nach dem Verfall desselben der Kampfplatz der Seldschucken, der ägypt. Sultane u. der Kreuzfahrer, zuletzt ein Theil des osmanischen Reichs. Als solcher zerfällt S. in die Paschaliks Damaskus, Aleppo, Jerusalem (früher St. Jean d'Acre) u. Tripolis od. Tarablus. Die Einwohnerzahl mag 11/2 Mill. betragen, darunter gewiß 600000 Christen, Griechen, Armenier, Katholiken (griech. Katholiken oder Melchiten, Maroniten, armen. und syr. Katholiken, alle zusammen jedenfalls 300000 Seelen); mosleminische Sekten sind die Drusen, die Motaawwilis in Cölesyrien, die Anfariehs. S. ist einer der unruhigsten Theile der Türkei, dem Sultan theilweise kaum dem Namen nach unterthan, nur in wenigen Bezirken wohlangebaut (s. Damaskus, Maroniten), meistens verödet und in den Ebenen durch die Beduinen unsicher.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 397.
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