Tertiarier

[439] Tertiarier, vom lat. tertiarii, Laien, welche an allen Vorrechten, Gnaden u. Ablässen eines geistlichen Ordens Antheil haben, aber in der Welt bleiben, heirathen können und ihrem Berufe obliegen. Das im Mittelalter zwischen dem Welt- und Klosterleben richtig vermittelnde Institut der T. ist keine Bruderschaft, wo das Unterschreiben des Namens für Befolgung der Statuten genügt, um Mitglied zu werden, sondern der T. hat in einem Noviciatsjahre seine Befähigung nachzuweisen und verpflichtet sich durch Ablegung der einfachen Gelübde zur Beobachtung der Regel. Schon vor der Zeit des hl. Franciskus hatten die Prämonstratenser, Tempelherren u.s.w. T., aber die meiste Bedeutung gewannen die T. des Franciskanerordens (s. Franciskaner), die Brüder von der Buße, denen der Stifter 1221 ihre Regel gab (Aufnahmbedingungen: kath. Glaube, Gehorsam gegen die Kirche, unbescholtener Wandel, Zurückerstattung ungerechten Gutes; Austritt nur möglich durch den Eintritt in einen wirklichen Orden; Einfachheit des Anzuges, Enthaltung von Trinkgelagen, Schauspielen u. Tänzen, Fasten, Gebet, jährlich mindestens 3maliger Empfang der hl. Sacramente der Buße und des Altars, kein Tragen von Angriffswaffen außer in Nothfällen, Abfassung seines Testamentes 3 Monate nach der Aufnahme, Schlichtung von Streitigkeiten unter sich durch die Ordensobern oder den Diöcesanbischof, Eidesleistung nur in den dringendsten Fällen). Durch eifrige T. entwickelte sich der dritte regulirte Orden, dessen Mitglieder die feierlichen Gelübde ablegten und in der Kirche eine selbständige Körperschaft ausmachten; derselbe theilte sich allmälig in mehre Congregationen, bekam namentlich starken Zuwachs durch Begharden und Beghinen, die im 14. Jahrh. den Verfolgungen entgehen wollten, u. hatte Häuser in allen Ländern Europas. Neben den T.n wurden bedeutend die T. inen des Franciskanerordens, sowohl die von der heil. Elisabeth, Landgräfin von Thüringen, ins Leben gerufenen Elisabetherinen, als die regulirten (von Angelina di Corbaro um 1395 gestiftet). Auch die Dominikaner, Augustiner, Serviten, Trappisten u.a.m. haben T., die Jesuiten ihre Affiliirten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 439.
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