Vater Unser

[585] Vater Unser, lat. Pater noster, auch Gebet des Herrn, lat. oratio dominica genannt, weil von Christus selber gelehrt (Matth. VI., 9–13; Luk. XI., 2–4), ist unbestritten das vortrefflichste und verbreitetste aller Gebete, von Tertullian mit Recht als »Auszug aus dem gesammten Evangelium« charakterisirt. Wie früh es schon beim Gottesdienst u. im Privatleben im allgemeinen Gebrauche gewesen, bezeugen viele Kirchenväter, Augustinus nennt es bereits das tägliche Gebet u. frühzeitig wurde es ein Hauptbestandtheil der Katechese. Den bei den Protestanten üblichen Schluß: »Denn dein ist das Reich, die Kraft u. die Herrlichkeit in Ewigkeit« kennt die Kirche nur als einen Zusatz späterer Zeit u. hat ihn deßhalb nicht angenommen, dagegen hat sie das Ave Maria od. den Englischen Gruß in die innigste Verbindung mit dem V. U. gebracht. Unter den neuern Erklärern des V. U. nehmen Veith in Wien u. Alban Stolz (letzterer im Kalender für Zeit u. Ewigkeit) unbestritten den ersten Rang ein. Vergl. Gebet.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 585.
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