Evangelium

[635] Evangelium, griech., gute Botschaft, bezeichnet die Offenbarung Christi und deren Verkündigung, näher die Verkündigung, welche die Merkmale der wahren Lehre an sich trägt, endlich den geschichtlichen Theil der Offenbarung, die 4 Evangelien sammt der Apostelgeschichte. Matthäus schrieb das seinige um 50 n. Chr. in aramäischer oder hebr. Sprache und in 28 Kapiteln, Markus zu Rom in 16 Kapiteln. Der wissenschaftlich gebildete Lukas, welcher seit 53 n. Chr. fast immer mit Paulus zusammen war, schrieb das seinige zu Rom zwischen 59 bis 62 in 24 Kapiteln und chronologischer Ordnung und fügte die Apostelgeschichte bei, deren 28 Kapitel bis 62 n. Chr. reichen. Die 3 Evangelien stimmen vielfach mit einander überein, ja das des Markus ist mit Ausnahme von 27 Versen ganz bei Matthäus u. Lukas zu finden. Den Grund hiefür suchten Eichhorn in einem geschriebenen aramäischen Ur-E., Eckermann, Gieseler u.a. in einem mündlichen Ur-E., L. Hug, Griesbach, Wilke u.a. in gegenseitiger Benützung, während Bruno Bauer u.a. einen »schöpferischen Urevangelisten« entdeckt haben wollten, dessen [635] E. freie Schöpfung des Selbstbewußtseins gewesen sei u. die Feuerprobe der »logischen Textesvergleichung« aushalte. Das 4. E., das 21 Kapitel enthaltende des Johannes, ist mit göttlichem Liebeseifer geschrieben, um den rechten Glauben an Jesum Christum den Gottessohn gegen Irrlehren – besonders gegen die des Cerinth, der Ebioniten u. Doketen – zu schirmen u. die 3 früheren Evangelien geschichtlich zu ergänzen. – Liturgisch bezeichnet E. die Verlesung eines Abschnittes aus einem der 4 Evangelien, welche in der heil. Messe zwischen dem Graduale u. dem Offertorium stattfindet. – Evangelist, der Verkündiger einer frohen Botschaft, des E.s; evangelisch, zum E. gehörig, damit übereinstimmend, sich darauf stützend, alsdann protestantisch.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 635-636.
Lizenz:
Faksimiles:
635 | 636
Kategorien: