Der Traum des Wolfes. Der Wolf lag in einer Nacht in seinem Loche, da klang es ihm im linken Ohr. ›Das bedeutet eine hochzeitliche Speise‹ sprach er, ließ morgens alle Brocken liegen, welche er noch übrig hatte und marschirte weg ...
Der tüchtige Bursche, oder gut Kegel- und gut Kartenspiel. Es war einmal ein alter reicher und großer Herr, der hatte ein einziges Töchterlein, das war wunderschön, und die schönste Jungfrau im ganzen Lande, die wollte er verheirathen, ehe er stürbe ...
Der undankbare Sohn Eine alte Mutter hatte einen Sohn, der wollte heiraten, und bat die Mutter, sie möge ihm doch ihr Häuschen und ihr Gütchen geben, er und ihre zukünftige Schnur wollten es auch gar gut mit ihr meinen, sie ...
Der Vogel Phönix. Es war einmal ein König und der war krank und alle Aerzte kamen darin überein, daß er nicht zu retten sei, als wenn er den Vogel Phönix singen hörte. Der König hatte aber drei Söhne, die rief ...
Der vortheilhafte Schweinehandel. Nicht einmal ein Schwank, sondern eine Schnurre; aber gar lustig und lieblich zu lesen. Ist aber Alles nicht wahr. Es war einmal ein Menschenkind, der keinem Menschen etwas zu Leide that, außer daß er ihnen die Schweine ...
Der Wachholderbaum Es ist nun schon lange her – wohl zweitausend Jahre –, da war einmal ein reicher Mann, der hatte eine schöne, fromme Frau und die hatten sich beide recht lieb; aber sie hatten keine Kinder, sie wünschten sich aber gar ...
Der Wandergeselle Es lebte einst die Witwe eines Metzgers, die nur einen einzigen Sohn hatte, der bereits begonnen, das Handwerk seines Vaters zu erlernen, als der Vater ihm starb. Die Mutter ließ den Sohn vollends auslernen, und sandte ihn dann ...
Der wandernde Stab In ein Wirtshaus auf einsamer Heide im Norden trat eines Tages ein Mann von ernstem Aussehen. Sein Gesicht war fahl und grau wie Asche, und sein Gewand war braun, wie frische Graberde. In der Hand trug er ...
Der weiße Wolf Ein König ritt jagen in einem großen Walde, darinnen er sich verirrte, und mußte manchen Tag wandern und manche Nacht, fand immer nicht den rechten Weg und mußte Hunger und Durst leiden. Endlich begegnete ihm ein kleines ...
Der Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel Diese Geschichte ist ganz lügenhaft zu erzählen, Jungens, aber wahr ist sie doch, denn mein Großvater, von dem ich sie habe, pflegte immer wenn er sie erzählte, dabei zu sagen: »Wahr muß ...
Der Wundervogel. Es lebten einmal in einem Lande sechs Jünglinge, die waren mit einander aufgewachsen und zusammen in die Schule gegangen, und hatten sich von Grunde des Herzens lieb. Der eine war ein gewaltiger Rechner geworden und hatte schon ausgerechnet ...
Der Zauber-Wettkampf Einstmals ging ein junger Buchbindergeselle in die Fremde, und wanderte, bis kein Kreuzerlein mehr in seiner Tasche klimperte. Da endlich nötigte ihn sein gespanntes Verhältnis mit dem schlaff gewordenen Geldbeutel ernstlich der Arbeit nachzufragen, und bald ward ...
Der Zwerg Nase Herr! diejenigen tun sehr unrecht, welche glauben, es habe nur zu Zeiten Haruns Al-Raschid, des Beherrschers von Bagdad, Feen und Zauberer gegeben, oder die gar behaupten, jene Berichte von dem Treiben der Genien und ihrer Fürsten ...
Des Gockels Hochzeit. ›Als der Weltschluß geschlossen war‹ und alle Thiere geschaffen waren, da paarten sie sich und der Gockel hielt Hochzeit mit dem Hinkel. Er hatte aber viel Gäste dazu geladen, alle Hinkel von fern und nahe. Als das ...
Des Hundes Not Es war ein Hund, der lag hungrig und kummervoll auf dem Felde, da sang über ihm eine Lerche ihr wonnigliches Liedlein mit süßem Ton. Als der Hund das hörte, da sprach er: »O du glückliches Vögelein, wie ...
Des kleinen Hirten Glückstraum Es war einmal ein sehr armer Bauersmann, der war in einem Dörflein Hirte, und das schon seit vielen Jahren. Seine Familie war klein, er hatte ein Weib und nur ein einziges Kind, einen Knaben. Doch diesen ...
Des Königs Münster Es war einmal ein König, der erbaute ein prachtvolles Münster zur Ehre und zum Lobe Gottes und durfte niemand zu diesem Bau einen Heller beisteuern, nach des Königs ausdrücklichem Gebot, sondern er wollte es ganz aus dem ...
Des Maulthiers Zaum. Es saß der König Artus von England mit seinen Rittern und Helden um seine runde Tafel. Die Ritter die gewöhnlich mit ihm daran saßen, hießen die Ritter der Tafelrunde, und wurden für hochehrenwerthe Helden allerwärts und in ...
Die Adler und die Raben Auf einem großen Gebirge lagen zwei weite Wälder nachbarlich einander gegenüber, fern den Gegenden, welche Menschen bewohnten, und in einem dieser Wälder horsteten eitel Adler, im andern aber nisteten bloß Raben, und jedes dieser ...
Die beiden Brüder Es waren einmal zwei Brüder, von denen der eine klug war und der andere unklug, und beide waren Schäfer, welche wechselweise Tag um Tag die Schafe eines reichen Metzgers hüteten. Jedesmal, wenn der eine hütete, blieb der ...
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»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
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