[315] Asphaltmastix wird durch Einschmelzen von gepulvertem natürlichen Asphaltstein (s.d.) nach dem Erkalten als erstarrte, schwarzbraune Masse erhalten. Diese bildet nach erneutem Schmelzen, erforderlichenfalls unter Sand- und Kieszusatz, das Material zur Herstellung des Gußasphaltes (s.d.) für Fahr- und namentlich Fußwege, Böden u. dergl.
Der Stoff hat natürlich nichts gemein mit dem den Namen Mastix führenden, im Orient, namentlich auf der Insel Chios von Pistacia Lentiscus L. gewonnenen Harze. Durch den Namen wird nur an die harzige Beschaffenheit erinnert, die dieses Asphalterzeugnis beim Erwärmen annimmt, ehe es schmilzt. In kaltem Zustand, bezw. bei gewöhnlicher Temperatur ist Asphaltmastix fest, von muscheligem Bruch, bei stärkerem Erwärmen schmilzt er [1], S. 35 u. f. Der Asphaltmastix soll etwa 1520% Bitumen (s. Asphaltstein) enthalten. Einige Fabriken, namentlich diejenigen, die Asphaltstein deutscher Gruben verarbeiten, überschreiten allerdings dieses Verhältnis. So enthält der Mastix aus den Limmer Gruben etwa 24%, Vorwohlemastix 23%, Lobsannmastix 2425% Bitumen. Anderseits bleibt Val de Travers-Mastix gewöhnlich mit 1112% Bitumen unter jener Grenze und wird deshalb im Gegensatz zu den anderen Mastixsorten vielfach ohne späteren Sand- oder Kieszusatz zu Gußasphaltarbeiten verwendet [2], [4]. Das Mischungsverhältnis von Asphaltsteinpulver und Asphaltgoudron richtet sich nach dem Bitumengehalt beider und dem beabsichtigten Prozentgehalt an Bitumen in der herzustellenden Mastixmasse. Durch entsprechenden Zuschlag ist dabei an der Hand der Erfahrung auch Rücksicht zu nehmen auf die Verdunstung der im Asphaltstein noch enthaltenen geringen Feuchtigkeit und auf den unvermeidlichen Verdunstungsverlust des Bitumens beim Einkochen. Dies geschieht [1] in halbzylindrischen, horizontal liegenden, mit Deckel gegen Wärmeverlust geschlossenen und mit Dunstrohr zum Abführen der Dämpfe versehenen Kesseln von einem Fassungsraum, der für 30004000 kg der Mischung ausreicht. Eine durchgehende Achse mit geeignet ausgebildeten Rührarmen und von Maschinenkraft getrieben besorgt das Mischen der Masse. Zuerst wird die Goudronmenge eingeschmolzen, dann das Asphaltpulver nacheinander in Mengen von ca. 100 kg eingeworfen und zugemischt. Die Notwendigkeit, einerseits zu steifteigige Beschaffenheit, anderseits Verdunstungsverluste des Bitumens zu verhüten, setzen der beim Einkochen zulässigen Temperatur Grenzen; sie soll nicht niedriger als 175 und nicht höher als 230° C. werden. Auch zur Vermeidung des Anbrennens der Masse ist bei der Unterhaltung des Feuers Vorsicht nötig. Einige Fabriken befreien das Asphaltsteinpulver oder sogar schon den rohen Asphaltstein vor dem Pulverisieren durch Vorwärmen von einem Teil der anhaftenden Feuchtigkeit. Eine Kesselfüllung bedarf zum Fertigmachen 56 Stunden Zeit. Hierauf wird der Mastix mit großen Handketten aus den Kesseln in die auf dem entsprechend beteiligten und mit Sand oder Asphaltsteinpulver bestreuten Boden bereit gestellten, oben und unten offenen Formen gegossen. Sie bilden ca. 10 cm hohe, nebeneinander gestellte Wandungen von für jede Fabrik charakteristischer Grundrißform, so daß die in ihnen erkalteten Asphaltmastixbrote schon durch die Form ihre Herkunft erkennen lassen. Außerdem erhalten sie noch durch Stempeleindruck oder farbiges Aufschablonieren besondere Firmenbezeichnung. Die Brotformen verschiedener Fabriken von Ruf sind die in Fig. 17 dargestellten. Das mittlere Gewicht der Brote ist 2830 kg. Genaue Gewichtsgleichheit ist, weil hierbei die Geschicklichkeit der Arbeiter beim Einfüllen in Frage kommt, nicht vorhanden, weshalb der Verkauf nicht nach Stückzahl der Brote, sondern nach dem Gewichte stattfindet. Beim Erwärmen zerfällt der Asphaltmastix nicht etwa wie Asphaltstein zu Pulver, sondern schmilzt wegen des größeren Bitumengehaltes und gestattet so leicht die entsprechende Weiterverarbeitung zu Gußasphalt. Feuchtigkeit und Frost fügen den Asphaltmastixbroten keinen Schaden zu. Wo man die Verarbeitung von Asphaltmastix in Originalbroten der mit den Asphaltsteingruben von Ruf verbundenen Fabriken kontrollieren kann, ist Verwendung minderwertiger Nachahmungen oder Fälschungen ausgeschlossen. Außer diesen Produkten trifft man aber im Handel auch solche von zweifelhafter Herkunft und Güte unter dem Namen Asphalt. Anderseits sind auch nicht alle Verwendungszwecke derart, daß dabei die Verarbeitung von Originalbroten kontrolliert werden kann. Es ist deshalb ein Gebot der Vorsicht, auf Nachahmungen und Verfälschungen zu achten. Letztere werden nach folgenden Richtungen unterschieden: 1. der Kalksteingehalt wird ersetzt, 2. das Bitumen wird ersetzt, 3. beides wird ersetzt.[315]
Zu 1. Nicht alle Nachahmungen dieser Art sind ohne weiteres verwerflich. In Gegenden, wo das natürliche Mineral zu teuer wird, kann man durch Verwendung von Materialien, die mit den natürlichen eine gewisse Verwandtschaft besitzen, immerhin brauchbare Produkte erzielen, wenn sie auch mit den natürlichen nicht völlig gleichwertig sind. So wird in Amerika, wo natürlicher Asphaltstein fehlt, aber reichlich natürliches Bitumen vorhanden ist, ein Mastix hergestellt durch Mischen von gutem Goudron mit möglichst kalkhaltigem, gleichmäßig seinem, reinem Sand. Sofern als Grundlage des Goudrons guter Trinidadasphalt benutzt wurde, hat man mit solchem Asphaltmastix ganz gute Erfolge erzielt. In ähnlicher Weise wird wohl auch in Europa unechter Asphaltmastix hergestellt; da aber hier bei Bezug und Verwendung natürlichen reinen Bitumens keine wesentliche Kostenersparnis gegenüber echtem, aus Asphaltstein hergestelltem Mastix zu erwarten ist, so liegt die Gefahr nahe, daß anstatt des teuren Goudrons billigere Surrogate, wenn auch nur teilweise, Verwendung finden. Als ein bei richtiger Behandlung zulässiger Ersatz des echten Asphaltmastix gilt auch das Altmaterial aufgebrochener Guß- oder Stampfasphaltdecken von guter Materialqualität. Da das Bitumen eines solchen sich nicht verändert und mit der Zeit nur in sehr geringem Maße schwindet, so steht nach genügender Reinigung des Altmaterials der Wiederverwendung zu Asphaltmastix nichts entgegen, falls man den geringen Bitumenverlust durch etwas stärkeren Zusatz beim Kochen wieder ausgleicht. Vor dem Einschmelzen werden diese Altmaterialien zweckmäßig erst gepulvert. Während man alte Stampfasphaltmassen außer zu Asphaltmastix unter Umständen auch wieder zu Stampfasphalt verwenden kann, werden alte Gußasphaltmassen nur zur Herstellung von Asphaltmastix verwendet wegen des Gehaltes an Goudron, der bei gewöhnlicher Temperatur für jenen Zweck zu starr und nicht klebrig genug ist.
Zu 2. Die Fabrikation von Mastix an den Gruben selbst hat sich von der Verwendung unerlaubter Ersatzmittel für das natürliche Bitumen freigehalten. Da, wo an andern Stellen Asphaltmastix fabriziert wird, ist diese Gefahr aber nicht immer ausgeschlossen.
Zu 3. Solche Nachahmungen können in ähnlicher Weise wie im vorhergehenden Fall an Stellen vorkommen, wo fern von den Gruben Asphaltmastix hergestellt wird. Sie sind verwerflich, wenn sie nicht unter wahrem Namen auftreten, sondern für echten Asphaltmastix ausgegeben werden. Während es untergeordnete Bauzwecke gibt, z.B. bei provisorischen Anlagen, Für die ein minderwertiges Produkt, sofern der Preis ein angemessener ist, wohl zulässig sein kann, liegt die Gefahr nahe, daß ein solches auch dort Verwendung findet, wo nur guter, echter Asphaltmastix widerstandsfähig, elastisch und dauerhaft genug ist [3]. Bei derartigen Nachahmungen wird sogar das Kalksteinpulver nicht selten durch minderwertige, billig zu beschaffende, pulver- oder staubförmige Massen: geschlemmte Kreide, selbst Bauschutt und Chausseestaub, ersetzt. An Stelle des natürlichen Bitumens treten dann billige Pech-, Harz- und Teergattungen jeglicher Art, harzige, teerige und fettige Rückstände und Abfälle. Etwas reines Bitumen wird allerdings manchmal auch zugegeben, aber mehr, um der Masse wenigstens eine Spur des diesem eignen Geruches zu geben. Läßt sich in einem Asphaltmastix zweifelhafter Herkunft gefälschtes Bitumen (s. Asphaltgoudron) nachweisen, dann ist er minderwertig. Allen solchen Nachahmungen geht man aus dem Wege durch alleinige Verwendung von Originalmastixbroten der bekannten Gruben (s. Asphaltstein). Auch durch diesen ähnlich lautende Bezeichnungen, wie Deutsch-Travers oder Deutsch-Seyssel sollte man sich nicht beirren lassen.
Literatur: [1] Dietrich, Die Baumaterialien der Asphaltstraßen, Berlin 1881. [2] Delano, On the use of asphalt and mineral bitumen in engineering, London 1880. [3] Zetter, Der Asphalt und seine Verwendung in der Bautechnik, Zürich 1880. [4] Léon Malo, Guide pratique pour la fabrication et l'application de l'asphalte et des bitumes, Paris 1861.
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