Calciumchlorid [1]

[415] Calciumchlorid (Chlorcalcium) CaCl2, Mol.-Gew. 111, spez. Gew. des geschmolzenen wasserfreien Salzes 2,21. Schmelzpunkt 720–730°. Je nach der Darstellung bildet es entweder eine weiße poröse, zusammengesinterte oder eine glasige, schwach durchscheinende Masse.

In beiden Formen zieht es aus der Luft leicht Wasser an, ist auch im Wasser sehr leicht löslich (kalt 49 : 100, heiß 154 : 100). Bei der Lösung des wasserfreien Salzes im Wasser wird eine beträchtliche Wärmemenge frei (11 g CaCl2 liefern 18,1 W.E.), indem sich ein wasserhaltiges Salz der Formel CaCl2 + 6H2O bildet. Letzteres scheidet sich auch aus der wässerigen Lösung ab, wenn man dieselbe so lange eindampft, bis der Siedepunkt 129° erreicht ist. Das kristallisierte Salz löst sich im Wasser unter starker Wärmeaufnahme. Bei Mischung des pulverisierten Salzes mit Schnee finden Temperaturerniedrigungen bis um etwa 50° statt; die niedrigste bis jetzt erreichte Temperatur war –55°. – Das Chlorcalcium wird in der chemischen Industrie in so großen Mengen in Form von wässerigen Lösungen als Nebenprodukt erhalten (s. Ammoniaksodaprozeß unter Soda, Kohlensäure, Mineralwasserfabrikation), daß es sich nur darum handelt, solche Lösungen zu reinigen und zu konzentrieren oder vollständig zu entwässern, um entweder das kristallisierte oder das wasserfreie Salz zu erhalten. Die Reinigung besteht in einer Ausfällung fremder Metalle aus der Lösung durch Calcium- oder Natriumsulfide als Sulfide (Blei) oder durch Oxydation mit darauffolgender oder gleichzeitiger vollständiger Neutralisation als Oxydhydrate (Eisen). Die geklärte Lösung wird dann in eisernen oder mit Blei ausgelegten eisernen, auch hölzernen Gefäßen eingedampft, durch Erkalten zur Kristallisation gebracht oder in mit Blei ausgelegten eisernen Kesseln zu trockenem Pulver verdampft. Je nach Bedarf wird das Pulver auch noch in Tontiegeln geschmolzen und in Platten, Stäbe oder Stengel gegossen. Die fertigen Produkte müssen gut vor Feuchtigkeit geschützt werden, da sie aus der Luft schon begierig Wasser anziehen. – Anwendungen: Zum Trocknen von Gasen und Flüssigkeiten (Alkohol) und unter Vermittlung der ersteren (Luft) auch von festen Substanzen (Drogen) in geschlossenen Räumen (Exsikkatoren) wird das wasserfreie Salz, zu Kältemischungen (s. Gefriergründung) das kristallisierte Salz benutzt.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 415.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika