[735] Diamant (Demant), reiner Kohlenstoff C, ohne anorganische Beimengungen.[735]
Kristallisiert regulär, und zwar meist als Oktaeder, besonders mit krummen Flächen; selten sind Aggregate von Kristallen und derbe Steine. Die einzelnen Kristalle sind meist Zwillinge. Spaltbar nach dem Oktaeder. Farblos und wasserhell (Steine vom reinsten Wasser), eigenartig und stark glänzend = demantglänzend (kleiner Winkel der Totalreflexion), durchsichtig, selten trüb; mitunter gelblich und dann weniger geschätzt. Selten und sehr hoch im Preis sind dunkle, rote, grüne, blaue und schwarze Farben. Die Lichtbrechung und Farbenzerstreuung (Dispersion) ist sehr stark, daher im geschliffenen Zustand prächtiges Farbenspiel. Durch starke Bestrahlung wird Diamant phosphoreszierend und durch Reibung positiv elektrisch; das Leitungsvermögen für Elektrizität ist sehr gering. Seine Härte ist die größte unter den Mineralien, nämlich zehn in der Härteskala (australische Steine sind härter als andre); dabei ist er spröde und läßt sich leicht zertrümmern und spalten. Das spezifische Gewicht schwankt zwischen 3,50 und 3,53. Vor dem Lötrohr ist Diamant unschmelzbar, dagegen verbrennt er in der Rotglut und im Sauerstoffstrom unter Bildung ätzfigurenartiger Vertiefungen zu Kohlensäure, auch nach Entfernung der Wärmequelle; an der Luft geglüht, verbrennt er nur so lange, als die Glühflamme wirkt. Nach Despretz verwandelt sich der Diamant beim Glühen an der Luft vor dem Verbrennen in Graphit. In größeren Stücken erträgt der Diamant bei Abschluß von Sauerstoff Temperaturen bis zum Schmelzpunkt des Eisens. In Säuren ist Diamant selbst bei hoher Temperatur durchaus unlöslich; auch alkalische Basen greifen ihn nicht an. Dagegen wird er von einem Gemenge von chromsaurem Kali und Schwefelsäure bei 200° C. gelöst, indem er sich oxydiert.
Die meisten Diamanten werden auf sekundärer Lagerstätte, also da, wo sie nicht gebildet, wohl aber mit anderm Material abgelagert wurden, gefunden in Sanden, Kies, Breccien (Indien, Brasilien), Tonen (Westgriqualand), Gelenksandstein oder Itakolumit (Brasilien, Ural), in sogenannten Goldseifen (Australien). Das eigentliche Muttergestein ist nur in den wenigsten Fällen bekannt geworden, in Indien soll es nach Chaper ein pegmatitisches Gestein, ein Gneis, in Minas Geraes (Brasilien) ein granitisches oder syenitisches Gestein sein. Ueber die Entstehung des Diamants sind befriedigende Erklärungen nicht vorhanden. Es wird vermutet, daß er im Granit unter hohem Druck und Temperatur aus sehr lösungskräftigen Dämpfen sich gebildet habe; andre nehmen eine Kristallisation aus geschmolzenem Eisen bei sehr hohem Druck an (nach dem Vorkommen in Meteoriten). In den letzten Jahren fehlte es nicht an Versuchen, Diamant im Laboratorium zu erzeugen, doch haben dieselben einen von keiner Seite angezweifelten Erfolg nicht gehabt; erst Moissan stellte Diamant durch Auskrystallisation aus einer Lösung von Kohlenstoff in flüssigem Eisen unter Druck dar. Als Nachahmungen von Diamant, nicht bloß des geschliffenen, sondern auch des rohen, werden Bergkristall und farblose Abarten des Korunds gebraucht und künstlich falsche Diamanten durch ein Bleiglas erzeugt. Die besonders geschätzte blaue Farbe mancher Diamanten wird durch Eintauchen von minderwertigen gelben in blaue Lösungen künstlich nachgeahmt. Die älteste und hervorragendste Verwendung des Diamants ist diejenige als Schmuckstein, und hier wird beinahe ausschließlich eine Schleifform gewählt, die des Brillantschliffes. Man nennt daher Diamanten von dieser Schlifform kurzweg Brillanten. Die Form besteht aus zwei an ihrer Grundfläche (Fassungsrand) vereinigten Pyramiden, deren obere durch eine der Grundfläche parallele Fläche abgestumpft ist und etwa 1/3 der Gesamthöhe des Steines einnehmen soll (vgl. Edelsteinschleiferei). In den Fällen, wo der Rohstein nicht die Oktaederform bereits besitzt, wird diese durch Spalten desselben hergestellt. Alsdann werden zwei auf Stäbchen aufgekittete Steine aneinander gerieben, bis sie die ungefähre Form der Brillanten haben (Grauen der Steine). Hierauf werden die Fassetten geschliffen, indem die aufgekitteten Steine auf eine sehr rasch rotierende eiserne Scheibe gedrückt werden, auf die Diamantstaub oder -pulver mit Olivenöl als Schleifmittel gebracht wurde. Für jede Fassette muß der Stein auf dem Griffel natürlich umgekittet werden. Der Wert der rohen Diamanten wechselt nach der Reinheit und bewegt sich zwischen 20 und 50 ℳ. pro Karat für größere Partien. Beim Brillanten galt früher die Regel, den Wert im Quadrat des Gewichtes an Karat zu bemessen, also z.B. einem Stein von 4 Karat den 16fachen Wert von 1 Karat beizumessen. Durch die Häufigkeit der Diamanten in Südafrika wurden jedoch die Preise gedrückt. Man rechnet etwa einen Stein von 1 Karat (= ~ 0,2 gramme) je nach Qualität auf 120220 Franks Wert, von 2 Karat auf 400700 Franks, von 3 Karat auf 6601250 Franks, von 5 Karat auf 12502750 Franks, von 10 Karat auf 305010300 Franks u.s.w. In den letzten zwei Jahren erhöhten sich die Preise, 1 Karat geschliffen ca. 300 ℳ. Für große Steine sowie für solche mit sehr seltenen Färbungen werden selbstverständlich nur Liebhaberpreise bezahlt.
Zum Glasschneiden können nur kleine Steine (Salzkörner) oder Bruchstücke mit natürlichen Kanten benutzt werden; Spaltungsstücke schneiden nicht, sondern ritzen nur (Preis 3050 ℳ. pro Karat). Als Schleifmittel (s. Schleifen) für den Diamanten selbst und ähnlich harte Edelsteine wird der sogenannte Diamantbort oder kurzweg Bort (Boort) verwendet, der aus Abfällen größerer Steine und solchen trüben oder unregelmäßig verwachsenen besteht, die sich zu Brillanten nicht eignen (Preis pro Karat 2030 ℳ.). Eine große Verwendung finden solche Diamanten oder deren Bruchstücke zum Bohren und Drehen sehr harter Materialien, zum Abrichten von Schleif- und Schmirgelsteinen, zum Abdrehen von Hartguß-, Stahl- und Hartgummiwalzen u.s.w. Ausgedehnt ist die Benutzung zur Herstellung von Bohrkronen für harte Gesteine (Preis 3090 ℳ. je nach Größe). Beim Gravieren von Metall (Siegel- und Kupferstecherei) und Stein (Lithographie) werden Werkzeuge mit Diamantspitze verwendet. Untergeordnet ist die Benutzung sehr klarer Steine zu optischen Linsen. Als ein derbes, kristallines Aggregat von Diamantoktaedern wird der schwarze, zuweilen poröse Karbonat (Carbonado) angesehen, der oft das Aussehen von Koks besitzt und häufig in größeren Klumpen vorkommt (Brasilien). Er enthält bis zu 2% fremde Beimengungen, hat ein niedriges spezifisches Gewicht (3,153,30), ist aber ebenso hart als der eigentliche Diamant (nach Aussage der Steinschleifer sogar noch härter). Er dient wie der Bort zum Schleifen von Brillanten, Abdrehen und Abschleifen harter Materialien, Bohrkronen.[736]
Literatur: [1] Bauer, Lehrbuch der Mineralogie, 2. Aufl., Berlin 1904. [2] Groth, Grundriß der Edelsteinkunde, Leipzig 1887, 138. [3] Dölter, Edelsteinkunde, Leipzig 1893, 54. [4] Bauer, Edelsteinkunde, Leipzig 1895, 127.
Leppla.