Diemen

[752] Diemen (Mieten, Feimen, Staaken, Schober), gleichbedeutende Bezeichnungen für Stapel von Getreidegarben, die so zusammengesetzt werden, daß ihr Inhalt ohne besondere Schutzgebäude (Scheunen) allein durch eine leichte Strohbedeckung gegen die Nachteile der Witterungseinflüsse geschützt wird.

Vorteile der Diemen gegenüber festen Scheunen sind: Ersparung des Baukapitals und Freiheit in der Wahl des Aufstellungsortes. Man wählt diesen häufig mitten auf dem abzuerntenden Getreideschlage und erspart damit in der Erntezeit viel Arbeit. Die Einbringung der Feldfrüchte nach dem Gehöft kann man nach Belieben hinausschieben. Diesen Vorteilen flehen als Nachteile gegenüber: die alljährlich wiederkehrenden Eindeckungskosten, der nicht ganz vollkommene Schutz gegen Witterung, namentlich bei unsicherem Wetter während des Baues, bevor die Eindeckung fertig ist, und während des Abdreschens, die hohen Feuerprämien, die Möglichkeit des Diebstahles, Mäuse- und Vogelfraß u. dergl. Nach [1] ist die Aufbewahrung der Halmfrüchte in Diemen unter Berücksichtigung aller dieser Nachteile teurer als in festen Scheunen. Diemen werden in rundem, quadratischem oder rechteckigem Grundriß nach nebenstehendem Querschnitt gebaut. Die Spitze erhält nicht mehr als 9 m Höhe, um die Arbeit des Aufhäufens nicht zu erschweren. Zum Schutz gegen Erdfeuchtigkeit erhält der Diemen eine Unterlage von Stroh, Reisig, Heidekraut oder dergl. Auch zieht man wohl ringsum kleine Entwässerungsgräben. Das seitliche Einregnen verhindert man durch Ueberhauen des unteren Rumpfes und Verlegen der Garben mit den Stoppelenden nach außen und Gefälle nach dem Rande. Die Eindeckung wird mit Stroh 20 cm stark, ähnlich wie bei Strohdächern, ausgeführt, wobei die Dachlattung durch Strohseile ersetzt wird. Der Bedarf an Deckstroh beträgt für 1000 cbm Rauminhalt ca. 121/2 Schock, der Deckerlohn im Mittel etwa 20 ℳ. Wo Diemen einen festen Standort erhalten, gibt man ihnen wohl einen festen Unterbau, den sogenannten Diemenstuhl, zum besseren Schutz gegen Erdfeuchtigkeit. Der Diemenstuhl besteht aus einer leichten Balkenlage, die auf Steinpfeiler 50 cm über dem Erdboden verlegt wird und den Diemen in der Schwebe erhält, so daß der Wind darunter wegstreichen kann. Wird auch die alljährlich zu erneuernde Eindeckung durch ein fettes Dach ersetzt, so entsteht das Diemenhaus (s.d.).


Literatur: [1] Tiedemann, L. v., Das landw. Bauwesen, Halle a. S. 1891.

v. Tiedemann.

Diemen
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 752.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: