[19] Drahtbürsten, Bürsten (s.d.) mit Borsten aus Draht, finden besonders im Maschinenbau und in der Metallbearbeitung Verwendung: zum Reinigen von Gußwaren,[19] zum Auskratzen von Siederöhren, beim Brünieren von Metallgegenständen, zum Abbürsten der Bronziermasse, zum Matt- und Glanzbürsten von Gold-, Silber- und Aluminiumgegenständen, zum Reinigen von Feilen, von Sieben u.a.
Der Bürstenkörper besteht aus Holz, Gußeisen, Draht, Blech, die Borsten aus Gußstahl, Kupfer, Messing, Neusilber u.a. Die gebräuchlichste Art von Drahtbürsten zeigen Fig. 1 und 2. Die Befestigung der Drahtborsten in dem Bürstenkörper erfolgt durch Rauharbeit, eingezogene Arbeit oder gedeckte Arbeit (vgl. Bürstenfabrikation). Bei der Rauharbeit werden die Enden von Drahtbüscheln mit dünnem Draht umwickelt, in zähes Pech getaucht und in das Loch eingeschraubt. Die Löcher gehen nicht ganz durch den Bürstenkörper hindurch. Bei der eingezogenen Arbeit werden die Drähte in der Mitte zusammengebogen und hier von einem Bindedraht umschlungen und in die Bürstenlöcher hineingezogen und festgehalten. Die Bürstenlöcher sind ganz durchgebohrt und unten etwas enger als oben, um den Bürstendrähten einen festeren Halt zu geben. Der Bindedraht wird nacheinander durch alle Löcher einer Reihe hindurchgezogen. Nachdem eine Reihe fertig gebunden ist, werden die Enden des Drahtes am Bürstenkörper befestigt. Zum Abschneiden der Bürstendrähte dient eine Schere mit einem Zuschärfungswinkel von etwa 45°, um ein Zerdrücken der Drähte zu verhüten. Bei der gedeckten Arbeit wird auf den Bürstenrücken, um den Bindedraht unsichtbar zu machen, eine Platte aufgeschraubt. Zum Binden ist in diesem Falle kein fortlaufender Draht nötig; man benutzt auch kurze Drahtstücke, deren Enden durch eine Drehvorrichtung auf dem Bürstenrücken zusammengedreht werden, wobei zugleich die Drahtborsten sich in das Bürstenloch hineinziehen. Durch die aufgeschraubte Platte werden die zusammengedrehten Drahtenden festgeklemmt. Diese Befestigungsarten haben den Nachteil, daß die Drahtborsten dicht am Bürstenrücken leicht abbrechen, da die Drahtbüschel an der Kante a (Fig. 3) eine starke Biegung erleiden. Nach Fig. 4 [1] wird unterhalb des Bürstenkörpers ein Schutzbrett b über die Drahtbündel geschoben, durch das die Drahtborsten bei starkem Biegen festgehalten und am Brechen gehindert werden, da sie nach rückwärts sich ausbauchen. Derartig hergestellte Bürsten zeigen
Fig. 5 und 6. Der gleiche Zweck wird bei der Kesselrohrbürste, Fig. 7, verfolgt [3]. Die einzeln oder paarweise geordneten Drähte sind in gewissen Grenzen in der Quer- und Längsrichtung beweglich. Dies wird dadurch erreicht, daß die Bohrungen im Bürstenkörper größer lind als die Drähte, die eine besondere Befestigung erhalten.
Andre gebräuchliche Bürstenformen sind in Fig. 818 dargestellt. Die Bürste Fig. 8 dient zum Reinigen von Siederöhren. Die Spitze der Bürste und die am hinteren Ende angebrachte Glocke schützen die seinen Bürstendrähte vor dem Glühendwerden, wodurch die Drähte ihre Härte verlieren würden. Ferner dienen beide Teile zur Führung der Bürste. Die Drahtborsten sind dadurch befestigt, daß sie zwischen Drähte gelegt und diese zusammengedreht werden. Die Bürsten Fig. 9 und 10 dienen zum Reinigen gebogener Röhren. Die letztere besteht aus sechs Bürstenscheiben b mit zwischengelegten Gummischeiben c, die an einem Drahtseil befestigt und durch einen Bürstenhalter d zusammengehalten sind. Die Bürste wird mit einer Kette oder einem Seile zum Hindurchziehen durch das Rohr verbunden. Die Bürste Fig. 11 dient zum Reinigen weiter Rohre, wie Schornsteine, Heizungsrohre, Gas- und Wasserleitungsröhren. Man benutzt derartige Bürsten auch für Sauggasanlagen[20] zum Abfangen von Staub, indem sie in das Gaszuleitungsrohr vor dem Motor eingeschaltet werden. Eine andre Befestigungsart von Drahtborsten in Siederohrbürsten [2] zeigen Fig. 12 und 13. Die Borsten werden zwischen sechs Drähte gelegt und diese gewunden, wobei sich die eingelegten Drähte senkrecht Hellen. Zur äußeren Reinigung von Röhren ist die Bürste nach Fig. 14 bestimmt. Der Rücken besteht aus einer biegsamen Blechplatte, so daß Rohre verschiedenen Durchmessers abgebürstet werden kennen. Pinselähnliche Bürsten, Fig. 15 und 16, dienen zum Putzen feinerer Gußstücke. Eine bequeme Verwendung gestatten die Rundbürsten, Fig. 17. Sie machen bis zu 1200 Umdrehungen in der Minute und werden außer zum Putzen kleinerer, leicht zu handhabender Gußstücke auch in Gold-, Silber- und Metallwarenfabriken, ferner von Galvaniseuren und Ziseleuren und zum Abbürsten und Bronzieren von Gewehrläufen benutzt (vgl. Brünieren).
Die Drahtbündel sind hier nicht in Löchern befestigt, sondern sind haarnadelartig um aufgesteckte Ringe geschlungen, wodurch ein Abbrechen der Drähte verhütet wird. Die Bürste Fig. 18 mit seinen Drahtborsten dient zum Feinschleifen und Nachschmirgeln von Metallgegenständen.
Außer im Maschinenbau und zur Metallbearbeitung finden Drahtbürsten ebenfalls vielfache Verwendung: in Müllereien, zur Straßen-, Fußboden- und Steinreinigung, zum Ausscheuern von Fässern, zu Schnee- und Straßenbesen, als Haarbürsten, ferner zum Reinigen der Bäume von Moosen und Flechten u.a.
Literatur: [1] Katalog von Petzold, Ernst, jun., Chemnitz, Drahtbürsten- und Holzwarenfabriken. [2] Hessel & Müller, Chemnitz-Gablenz, Drahtbürstenfabrik. [3] Meßner, Julius, Cannstatt.
Dalchow.
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