Druckwasserförderer [2]

[192] Druckwasserförderer, oft in Verbindung mit Saugwasserförderer (Bd. 3, S. 146 ff.), a) Hinsichtlich der Saug- oder Pumpenbagger sei verwiesen auf [1]; b) über Ascheejektoren s. [2]; c) bezüglich Kohlepumpen s. [3].[192]

Für Spülentladung (z.B. von Zuckerrüben aus Eisenbahnwagen) haben nach [4] Grundmann & Fölsche ein D.R.G.M. (Nr. 503410, Kl. 89 a) erhalten; auch ein D.R.P. ist eingereicht, dessen Anspruch lautet: »Rübenschwemme und -wäsche, dadurch gekennzeichnet, daß das Waschen und Schwemmen bei Entleerung des Fahrzeuges und in einer Operation mit der letzteren durch die aufeinanderfolgende Löse-, Wasch-, Abtrag- und Schwemmwirkung eines auf die Haufenoberfläche im Fahrzeuge gerichteten, entsprechend lenkbaren Flüssigkeitsstrahles erfolgt.«

Die Spülentladung erfolgt – wie der hydraulische Abbau beim Spülversatz (s. unten: e) u.s.w. und das Reinigen von Viehwagen u. dergl. mittels von der Lokomotive erzeugten Wasserstrahles – durch eine Flüssigkeitsstoß- und Spülvorrichtung, deren Wirkung am anschaulichsten durch die auch hinsichtlich ihrer Leistung, Kosten u.s.w. unter Verwendung auf Rübenladungen zu besprechenden Fig. 14 erläutert sei.

Das Abladen der Rüben ist bis heute in den Zuckerfabriken diejenige Arbeit, welche die meisten Leute erfordert. Es bedingt dies nicht allein einen erheblichen Kostenaufwand, sondern auch eine oft sehr unangenehme Abhängigkeit von diesen Leuten, welche ohne weiteres eine Zuckerfabrik mit Großbetrieb zum Stillstand bringen können, wodurch auch der ganze Betrieb der Umgegend sehr störend beeinflußt wird. Eine natürliche Folge davon ist, daß man diesem Uebelstande abzuhelfen suchte, und daher wurden schon vor 30 Jahren Rübenkeller gebaut,[193] zunächst für die Ladungen der Landfuhrwerke, in günstig gelegenen Fabriken späte T auch für die der Eisenbahnwagen. Beim Landfuhrwerkbetrieb wurden Roste angewendet, durch welche die wieder auf die leeren Wagen zurückzuladende Rübenerde hindurchfiel; immerhin nahm man aber (besonders bei den Bahnwagen) in den Kauf, daß größere Mengen Rübenerde nicht zurückgewogen wurden.

Für das Abladen von den Bahnwagen suchte man sich auch der Waggonkipper zu bedienen, deren weiterer Einführung aber hohe Kosten entgegenstanden und ferner die schwere Beweglichkeit der Rüben in dem Zustande, in welchem sie vom Felde kommen; denn sowohl die trockenen schmutzigen als auch die mit feuchter, klebriger Ackererde behafteten Rüben stehen steil wie eine Wand. In Erkenntnis dieser Mängel hat der Verein der deutschen Zuckerindustrie vor einigen Jahren ein Preisausschreiben für die Herstellung einer Einrichtung zum Abladen der Rüben erlassen, dessen erfreuliches Teilergebnis eben das besprochene Verfahren ist.

Der Fortfall jeder nassen Arbeit in den Schwemmen wird hierdurch nebenbei erreicht; denn man wird natürlich die mittels Spülens entladenen Rüben am besten sofort zur Verarbeitung bringen. Die Rüben werden nach Oeffnen der Wagenwand (Fig. 1 und 2) durch den in die Masse eindringenden Wasserstrahl aus ihrem Verbände gelöst, entfallen zunächst der Oeffnung und werden bei weiterem Fortschreiten der Entladung durch den sich auf der Wagenplattform bildenden Schwemmstrom nach der Oeffnung zu durch diese hinausbefördert. – Die nassen Rüben haben einen ganz flachen Schüttwinkel von etwa 15 bis 20°. – Sie fallen dann zusammen mit dem Wasser in eine Schwemmrinne und kommen am besten sofort zur Verarbeitung. Die Leistung richtet sich nach der Menge des aufgewendeten Wassers, nach der Beschaffenheit der Rüben und den Abmessungen der Eisenbahnwagen. Die Erfinder haben eine 15-t-Ladung in 10 bis 17 Minuten entladen bei 6 bis 4 cbm/Min. Wasser, das mit einem Druck von 8 bis 9 m über Schienenoberkante dem Strahlrohr zugeführt wird. Da das zu pumpende Wasser vielfach schon mit einem einige Meter über Schienenoberkante liegenden Wasserspiegel zur Verfügung steht, so ist der Kraftbedarf verschieden, zwischen 8 und 20 PS. Man hofft, im nächsten Betriebsabschnitt Gelegenheit zu haben, mit elektrisch getriebenen Pumpen genauere Feststellungen machen zu können. – Die Einrichtungskosten belaufen sich für eine Anlage auf 8000 bis 12000 ℳ. – Die nachstehende Rentabilitätsberechnung ist aufgestellt für eine Anlage bei günstigen und eine solche bei ungünstigen Verhältnissen.

Durch die wagrechte Linie in Fig. 3 ist veranschaulicht, daß bei Handbetrieb die Entladung eines 15-t-Wagens 1,65 ℳ. kostet, ein Preis, der unabhängig von der Anzahl der entladenen Waggons ist. Die beiden Kurven zeigen hingegen, daß die Kosten für die Spülentladung eines Waggons mit der Anzahl der entladenen Fahrzeuge schnell abnehmen. Bei 40 Wagen täglich betragen die Kosten 94–107 Druckwasserförderer [2], bei 80 Wagen 67–80 Druckwasserförderer [2] und bei 100 Wagen 60–75 Druckwasserförderer [2].

In Fig. 4 sind die Ersparnisse in Prozenten gegenüber Handabladung verzeichnet. Bei 40 Wagen sind zu ersparen etwa 35–43%, bei 80 Wagen rund 50–60% und bei 100 Wagen 55–63%.

Die den Berechnungen zugrunde gelegten Werte sind folgende: Von den Anschaffungskosten in Höhe von 15000 ℳ. der Anlage I sind 12,5% als Tilgung und Verzinsung in Anrechnung gebracht. Als Arbeitsbedarf sind 20 PS. eingesetzt. Die Betriebsdauer der Anlage wurde auf 90 Tage angenommen.

Bei der Anlage II ist von den Anschaffungskosten von 10000 ℳ. im Gegensatz zu Anlage I eine Tilgung und Verzinsung von 15% angenommen worden, um Betrieben Rechnung zu tragen, die mit einer höheren Zahl rechnen. Als Arbeitsbedarf sind 10 PS. in Rechnung gesetzt. Die Betriebsdauer wurde auf nur 70 Tage angenommen, um zu zeigen, daß die Anlage auch in einer kürzeren Kampagne rentabel arbeitet. – Als Bedienung wurden bei beiden Anlagen 3 Mann angenommen. – Das Verfahren hat sich (neueren Berichten zufolge) schnell eingeführt.

d) Ueber das Auseinanderspritzen von Müllabladungen s. [5]. e) Spülversatz und hydraulischer Abbau s. [6]. f) Ueber die Verwendung von Druckwasser zur Hereingewinnung von Kohle s. [7]. g) Die Arbeitsweise und Berechnung der Mammutpumpen (A. Borsig, Berlin-Tegel) s. [8]. h) Pneumatische Schlammförderung (Anwendung der Mammutpumpe als Dickschlamm-Bagger-Kohlentransport aus Klärsümpfen u.s.w.) s. [9].


Literatur: [1] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1908, S. 2003 ff.; Paulmann & Blaum, ebend. 1909, S. 969 ff. (Spüler oder Schutensauger; Saugbagger; Bagger, die für mehrere Betriebsarten eingerichtet sind; Einrichtungen zur Beseitigung des Baggergutes); dies., ebend. 1910, S. 657 ff.; ebend. S. 371 (10000 t in 50 Minuten aus 21,3 m Tiefe); Saugbagger für Flußregelungen, ebend. 1913, S. 798 ff. – Paulmann & Blaum, Die Entwicklung der Baggerpumpen, Fördertechnik 1909, S. 275; ebend. S. 160; ebend. 1910, S. 18. – Gutbrod, Amerikanische Pumpenbagger großer Leistungsfähigkeit, Verkehrstechn. Woche 1911, S. 1 ff. – Elektr. Saugbagger, Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen 1913, S. 85; Glasers Ann. 1914,1, S. 130. – [2] Dingl. polyt. Journ. 1909, S. 658 ff.; Panzerbieter, Fördertechnik 1911, S. 67 ff.; Ascheabführung in Wasser (nach Lauchhammer), Elektrot. Zeitschr. 1911, S. 816 ff. – [3] Buhle, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1900, S. 1097 ff.; ferner Welt der Technik 1913, S. 174 ff. – [4] Buhle, Fördertechnik 1912, S. 121 ff.; vgl.a. 1910, S. 222 (Kartoffelspülung). – [5] Buhle, Massentransport (Stuttgart 1908, Deutsche Verlags-Anstalt), S. 370. – [6] Ders., ebend., S. 247; ferner Welt der Technik 1913, S. 76 (Körtings Monitor); desgl. »Glückauf 1912, S. 1360 ff. und Export-Woche 1912, S. 7 (Nr. 39). – Abspritzen der Tagebauwände bei der Gewinnung des Zinns (für das Schlemmverfahren); s.a. Richter, Zeitschr. d. Ver.[194] deutsch. Ing. (hydraulic mining) 1908. – Ueber Spülversatz vgl. Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1910, S. 1975; 1911, S. 486, 1396 u. 1868 (vgl. a. 1910, S. 994, 1653 u. 1976 ff.); ferner Seidl, Das Spülversatzverfahren in Oberschlesien, Kattowitz (Gebr. Böhm) 1912; Pütz, Das Spülversatzverfahren im In- und Ausland, »Glückauf« 1912, S. 1357 ff. (vgl. a. ebend. S. 1139); 1906, S. 606 ff. (Arbenz); 1907, S. 354, 480, 717, 852, 1011 u. 1461 ff. und 1909, (S. 305 u. 338); Busch, Neuere Erfahrungen beim Spülversatz, Stahl und Eisen 1909, S. 1982 ff. und 1911, S. 380 ff. (vgl. a. ebend. 1907, S. 1649 u. 1753) und ders., Berg- u. Hüttenmänn. Rundschau 1910, S. 63 ff. (vgl. a. ebend. S. 187 ff.); Rohrleitungen für Spülversatz, »Glückauf« 1909, S. 93 (vgl. a. 1913, S. 1391 u. 1688); v. Hanffstengel, Förderung von Massengütern, I. Teil, Berlin 1913, S. 256; »Rohrleitungen« der Gesellschaft für Hochdruck-R. m. b. H. in Berlin, ebend. 1908, S. 107 ff. – Treptow, Bergeförderung, Fördertechnik 1913, S. 225 ff., sowie Koerting, Spülversatz und Spülleitungen, Techn. Rundschau 1913, S. 473 ff. – Buhle, Massentransport (s. [5]), S. 245 ff. – Nolden, Einwirkung des Bergbaues auf Gebäude, öffentliche und besonders Straßenbahnanlagen, sowie Maßnahmen zur Minderung der Schäden, Elektr. Kraftbetr. u. Bahnen 1913, S. 573 ff. – [7] Berg- u. Hüttenmänn. Rundschau 1912, S. 39 ff. – [8] Karbe, Journ. s. Gasbel. u. Wasserversorgung 1912, S. 323 ff. (vgl. a. Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1913, S. 1174 ff. und Stahl u. Eisen 1913, S. 1945 ff.). – [9] Techn. Rundschau 1912, S. 382 ff.

M. Buhle.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3., Fig. 4.
Fig. 3., Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 192-195.
Lizenz:
Faksimiles:
192 | 193 | 194 | 195
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Der Condor / Das Haidedorf

Der Condor / Das Haidedorf

Die ersten beiden literarischen Veröffentlichungen Stifters sind noch voll romantischen Nachklanges. Im »Condor« will die Wienerin Cornelia zwei englischen Wissenschaftlern beweisen wozu Frauen fähig sind, indem sie sie auf einer Fahrt mit dem Ballon »Condor« begleitet - bedauerlicherweise wird sie dabei ohnmächtig. Über das »Haidedorf« schreibt Stifter in einem Brief an seinen Bruder: »Es war meine Mutter und mein Vater, die mir bei der Dichtung dieses Werkes vorschwebten, und alle Liebe, welche nur so treuherzig auf dem Lande, und unter armen Menschen zu finden ist..., alle diese Liebe liegt in der kleinen Erzählung.«

48 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon