Flugzeugbewaffnung

[241] Flugzeugbewaffnung, je nach den Aufgaben des Flugzeugs verschieden.

Kampfflieger sind mit einem oder zwei Maschinengewehren ausgerüstet; das zweite Maschinengewehr zum Schießen nach hinten. Vielfach ist das vordere Maschinengewehr starr eingebaut und mit dem Motor derart gekuppelt, daß ein Schuß nur ausgelöst wird, wenn der Propeller den Ausschuß freigegeben hat. Vielfach bewaffnete man sie auch mit kleinkalibrigen Geschützen von 2 bis 3,7 cm Kaliber (Fig. 1). Zum Angriff auf Fesselballone und Luftschiffe werden Raketen, Brandgeschosse und Brandpfeile (Fig. 2) verwendet. Im Anfang des Weltkrieges verwendeten die Franzosen häufig Fliegerpfeile, das sind eiserne Nadeln von 10 bis 20 cm Länge, 1 bis 8 mm Dicke, 1 bis 22 g Gewicht, welche vorn zugespitzt, hinten in etwa 2/3 ihrer Länge zur Stabilisierung einen schraubenförmigen oder Kreuzquerschnitt hatten. Sie waren nur gegen leicht verwundbare und leicht treffbare Massenziele aus geringer Flughöhe zu verwenden und wurden aufgegeben, als die Flüge in größerer Höhe ausgeführt werden mußten. Die Aufklärungsflugzeuge waren anfangs mit Mehrladepistolen oder -karabinern bewaffnet, wurden aber später ebenfalls mit Maschinengewehren zur Verteidigung ausgerüstet. Die Infanterieflieger, die in den Infanteriekampf eingreifen füllten, waren mit Maschinengewehren, Handgranaten, Handbomben und bisweilen ebenfalls mit kleinkalibrigen Geschützen bewaffnet. Die Bewaffnung mit Geschützen größeren Kalibers (mehr als 3,7 cm) stört beim Abschuß das Gleichgewicht des Flugzeugs und beansprucht die Tragflächen und die leichten Bauteile erheblich. In »Flugsport« Nr. 25 (6. Dez. 1916) schlägt eine amerikanische Firma ein völlig rückstoßfreies Geschütz von 7,6 cm Kaliber mit 5,5 kg Geschoßgewicht zur Flugzeugbewaffnung vor, das, nur 95 kg wiegend, aus 1500 m Flughöhe bei wagrechter Lage 5000–6000 m weit schießen soll. Der schädliche Rückstoß wird dadurch aufgehoben, daß an das Geschützrohr hinten ein glattes Rohr angeschlossen ist, welches eine Schrotladung erhält, die beim Schuß durch die Treibladung des Geschosses nach hinten hinausgeschossen wird. Der Vorschlag erscheint praktisch wenig brauchbar. Die Bombardierflugzeuge, anfangs mit leichten Handbomben ausgerüstet, trugen gegen Ende des Weltkrieges Bomben bis zu 50 kg und mehr Gewicht, und zwar Sprengbomben, Brandbomben und Gasbomben mit Aufschlagzünder und mit verzögerter Zündung. S.a. Luftfahrzeugbewaffnung, Ergbd. I, S. 491.

F. Wille.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 241.
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