[287] Arbeitskraft kommt zur Aeußerung als menschliche und tierische Muskelkraft oder sie wird von Motoren geliefert. Die Größe der Arbeitskraft ist neben Zeit und Geschwindigkeit maßgebend für die Arbeitsleistung. Die menschliche und tierische Arbeitskraft ist verschieden nach dem Bau des ganzen Organismus, der Rasse, dem Alter, Geschlecht, der Ernährung und den Einflüssen der Witterung.[287] Bei der menschlichen Arbeitskraft kommt noch in Betracht, in welcher Weise sich dieselbe äußern kann, ob mit oder ohne Benutzung von Hebel oder Kurbel, bei der tierischen das Gewicht, die Art der Anspannung, der geradlinige oder im Kreis verlangte Zug (Göpelarbeit), sowie die Zahl der gleichzeitig verwandten Tiere.
Bei der Arbeit an der Kurbel vermag der Arbeiter bei der Geschwindigkeit von 1 m per Sekunde im Durchschnitt mit einer Kraft von <> auf die Dauer zu arbeiten, <7,5 kg oder 1/10 PS>. Die Kraft läßt sich direkt ermitteln durch Anwendung des Kurbelkraftmessers von Wüst, der den mittleren Kurbeldruck in Kilogrammen angibt. Im obigen Fall würde sich die effektive Arbeitsleistung mit 2160036000 oder im Mittel 27000 mkg per Stunde berechnen.
Ueber die Größe der tierischen Kraft und Leistungsfähigkeit, die übrigens auch beeinflußt wird von der Lage und Beschaffenheit der Fahrbahn, gibt nachgehende, aus [1] entnommene Zusammenstellung Aufschluß.
Leistung der Pferde bei 1,11 m Geschwindigkeit per Sekunde und achtstündiger Arbeitszeit.
Bei 600 kg schweren Ochsen darf die mittlere Zugkraft mit 70 kg angenommen werden, die Geschwindigkeit mit 0,65 m per Sekunde, bei 500 kg schweren Kühen mit 5055 kg und 0,75 m. Mit der Zahl der an einem Wagen oder Pflug gemeinschaftlich arbeitenden Tiere nimmt die Leistung des einzelnen relativ ab, teils weil das einzelne Tier nicht ständig im Geschirr zu liegen braucht, teils weil der Winkel, in dem die Zugkraft wirkt, durch die Anspannung ein ungünstigerer wird. Für horizontale Fortbewegung auf guten Straßen und Bespannung mit Pferden gelten in dieser Hinsicht folgende Sätze: Angenommen, es bewege ein Pferd von 500 kg lebendem Gewicht bei 1,1 m Geschwindigkeit und der Zugkraft von 65 kg = 3% der Last eine solche von 2170 kg auf ebener Straße fort, so stellen sich die Leistungen mehrerer zusammengespannten Pferde, sowie die prozentische Ausnutzung der Zugkraft folgendermaßen:
Es erscheint deshalb zweckmäßig, große Lasten, zu deren Fortbewegung mehr als vier Zugtiere nötig wären (im obigen Falle über 7000 kg), sofern dies überhaupt möglich ist, zu teilen, auf mehrere Wagen zu verladen und jeden mit weniger Zugtieren zu bespannen [2]. Ungünstiger als beim Zug geradeaus gestaltet sich die Aeußerung der Zugkraft, wenn die Tiere sich im Kreise bewegen müssen, und zwar um so mehr, je kleiner sein Durchmesser ist. Im allgemeinen darf man annehmen, daß bei der Arbeit am Göpel nur 70% der normalen Zugkraft zur Ausnutzung kommen mit Abweichungen bei folgenden Durchmessern der Kreisbahn:
Bei den Tretgöpeln kommt das Gewicht der Tiere als Arbeitskraft zur Wirkung. Die Kosten der von Menschen, Tieren und Motoren gelieferten Arbeitskraft berechnen sich nach Wüst per Pferdekraft und Stunde folgendermaßen:
Literatur: [1] Wüst, Landw. Maschinenkunde, 2. Aufl., Berlin 1889. [2] Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens, Bd. 1, Jena 1880.
Wrobel.