Garnfärbemaschine

[259] Garnfärbemaschine dient zum Färben von Fasermaterial in Strangform.

Die einfachste und weitaus gebräuchlichste Maschine besteht aus einer rechteckigen, mit einem falschen Boden versehenen Holzkufe von ca. 1 m Breite; die Länge und Tiefe dieser Kufe ist abhängig von der Menge des zu färbenden Materials und von der Stranglänge. Die Garne werden über Holzstäbe gehängt und quer über die Kufe gelegt, so daß sie in die Farbflotte eintauchen. Das Farbbad wird durch ein perforiertes Kupferrohr erhitzt, oder man bedient sich einer kupfernen Dampfschlange, die unter dem Siebboden verläuft, mit einem außerhalb des Färbegefäßes befindlichen Ablaßhahn für das gebildete Kondensationswasser. Außerdem ist für Zu- und Ablauf von Wasser gesorgt. Das Umziehen des Garnes wird mit der Hand besorgt.

Seit längerer Zeit aber bestehen bereits Garnfärbemaschinen, bei denen das Umziehen des Garnes mittels maschineller Vorrichtungen bewerkstelligt wird, z.B. bei der Maschine von Wilson, die aus einer rechteckigen Kufe besteht, in der Haspeln rotieren. An den letzteren sind Holzstäbe befestigt, die das Garn tragen. Bei der Bewegung der Haspeln wird das Garn in die Farbflotte geführt und die Rotation so lange fortgesetzt, bis das Färben beendigt ist. Ein Nachteil dieser Maschine ist, daß die auf den Stäben aufliegenden Teile des Garnes sich schlecht durchfärben. Dieser Uebelstand ist bei der Maschine von E. Boden behoben, indem die Materialträger drehbar eingerichtet sind, so daß auch andre Strangteile aufzuliegen kommen. Außerdem besteht die Vorrichtung, die Haspeln samt den daran beteiligten Materialträgern während des Färbens zu heben und zu senken, um die Handarbeit möglichst gut nachzuahmen. – Vielfach in Verwendung steht die Klauder-Weldon-Maschine (s. die Figur), die eine[259] etwas verschiedene Anordnung hat, aber auf ähnlichem Prinzipe wie die beiden früher genannten beruht. An einer Zentralachse sind zwei Scheiben befestigt, die langsam in einer halbzylindrischen Färbekufe zur Rotation gebracht werden können. Die Scheiben tragen vierkantige Stäbe, auf welchen das Garn hängt. Bei der Bewegung der Maschine gelangt das Garn durch die Farbflotte und färbt sich. Die Stäbe selbst drehen sich auch von Zeit zu Zeit, so daß immer neue Garnteile aufliegen und gutes Durchfärben überall ermöglicht wird.

Ein bekanntes System rührt von César Corron her, das aus einer rechtwinkligen Färbekufe besteht, die von einem Rahmen umgeben ist, auf dem die speziell geformten, zur Aufnahme des Garnes bestimmten Holzstöcke lagern. Ein sinnreich konstruierter Schlitten wandert von einem Ende der Kufe zum andern und hebt dabei der Reihe nach die einzelnen Garnstöcke in die Höhe, wendet sie und senkt sie samt dem Garne wieder in die Farbflotte zurück. Der Vorgang wird so oft wiederholt, bis der Färbeprozeß beendigt ist. – Boltons Maschine beruht auf dem Prinzipe der kontinuierlichen Kettenfärbemaschinen. Die Färbekufe besteht aus mehreren Abteilungen, zwischen denen Quetschwalzenpaare angebracht sind. Die ersten Abteilungen enthalten die Farbflotte, während die letzten zum Trocknen der gefärbten Garne dienen. Endlose Ketten, deren Glieder Vorrichtungen zum Tragen der Garnstöcke besitzen, führen das Garn durch die Farbbäder und Quetschwalzen nach der Trockenabteilung, nach deren Verlassen die Garne von den Stöcken abgenommen und frische Garne aufgesteckt werden können. Die aufgezählten Systeme haben alle das eine gemeinsam, daß das zu färbende Material durch die Flotte geführt wird, während die letztere selbst ruhig bleibt.

Bei der Hussong-Maschine herrscht das entgegengesetzte Prinzip, indem hierbei die Farbflotte durch das ruhende Garn geführt wird. Diese Maschine besitzt eine Kufe mit zwei kommunizierenden Abteilungen, die Farbflotte enthalten. In die größere Abteilung werden die Garne gehängt, während in der kleineren rotierende Flügel angebracht sind, die in der Farbflotte einen Strom erzeugen, indem erstere vom Boden der Kufe unter den Garnen abgezogen wird und sich dann über die aufgehängten Garne von oben ergießt. Da auch die Garnstöcke drehbar sind, wird leicht egales Färben erzielt.

Auf ähnlichem Prinzipe bestehen auch viele Copsfärbeapparate (s. Copsfärberei), nur daß hier die Flotte durch Sang- oder Druckpumpen bewegt und durch das ruhende Färbegut geführt wird. Eine große Anzahl derselben wird jetzt auch mit Vorliebe zum Färben von tarnen verwendet.


Literatur: Loewenthal, R., Handbuch der Färberei der Spinnfasern, Berlin 1900; Glafey, Mechanische Hilfsmittel zum Waschen, Bleichen, Färben u.s.w., in Lehnes Färberztg., Berlin 1898–1905; The Dyer 1904, S. 69 u. 87.

Ad. Singer.

Garnfärbemaschine
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 259-260.
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