Gurtförderer [2]

[340] Gurtförderer, s.a. Bodenspeicher (S. 87 ff.), Silo und Massentransport. Gleich vielen Großbetrieben hat auch die Krupp-A.-G. für die eignen Werke wie für andre Unternehmungen die wichtigsten mechanischen Fördermittel (Gurtförderer, Fig. 1 und 2, s. [1] und unten, Elevatoren, Schnecken u.s.w.) in ihre Fabrikation aufgenommen. Einen Anhalt über die Hauptdaten der Kruppschen Bandförderer gibt Zahlentafel 1 (s. unten), während Tafel 2 (s. unten) einen Einblick in die Kosten der weit verbreiteten Robins-Bänder gewährt.

Die Rentabilität Lutherscher Gurtförderer [2] zeigt folgendes Beispiel: Es seien 30 t/St, gebrochener Kohle auf 100 m wagerecht zu fördern; Fördergeschwindigkeit 90 m/Min. Breite des flachen Gurtes 0,5 m; 5 PS.-Elektromotor. Bei 0,35 ℳ Stundenlohn würde der Transport von Hand (niedrig gerechnet) 63 ℳ kosten; somit würden die Förderkosten für die Tonne sich auf 0,21 ℳ stellen. Bei guter Ausführung kann das Anlagekapital für die Gurttransportanlage zu 8000 ℳ. angenommen werden. Entladung durch selbstfahrende Abwurfwagen. Bei einem Strompreis von 0,20 ℳ./Kilowattstunde und 0,8 Nutzeffekt des Motors belaufen sich die Betriebskosten für den Motor auf 9,20 ℳ; 5% Verzinsung von 8000 ℳ, 400 : 300 = 1,33 ℳ;[340] 10% Tilgung von 8000 ℳ, 800 : 300 = 2,66 ℳ; Unterhaltung, Schmierung u.s.w. 0,31 ℳ; mithin tägliche Betriebskosten 13,50 ℳ. für die mechanische Bewegung von 300 t Kohlen, d.i. für die Tonne 0,045 ℳ. gegenüber 0,21 ℳ bei Bewegung von Hand. – Sehr beliebt geworden sind fahrbare Transportelemente für Säcke und lose Saaten, Salz, Kohle u.s.w., deren Ausführung von Amme, Giesecke & Konegen, A.-G. in Braunschweig, Fig. 3 [3]zeigt; vgl. a. [4].


Gurtförderer [2]

Im übrigen vgl. den am Schluß folgenden Auszug aus der sehr umfangreichen neueren Literatur [5].

Die Kruppschen Bandförderer (Fig. 1 und 2) bestehen aus einem endlosen Gurt, einer Antrieb- und einer Spannrolle, sowie einer Anzahl Trag- und Führungsrollen und werden je nach ihrer Beanspruchung und der Beschaffenheit des Fördergutes in schwerer und leichter Ausführung gefertigt. Sie können außer in wagerechter Richtung auch schräg ansteigend fördern, und zwar kann die Steigung je nach der Beschaffenheit des Fördergutes bis zu 25° betragen.

Die Auswahl des Materials für das Band und seine Herstellung erfordern die größte Sorgfalt. Die gewöhnlich zur Anwendung kommenden Gummibänder werden aus mehreren Gummischichten und Leinwandeinlagen gebildet. Die Deckschicht der oberen Bandseite ist nach der Mitte zu, wo sie der Abnutzung am meiden unterworfen ist, verstärkt; ferner sind an den Rändern des Bandes zur Erhöhung der Fertigkeit noch besondere Leinwandstreifen eingearbeitet. Der Gummi ist weich, zäh und gegen Abnutzung sehr widerstandsfähig, die Leinwand starkfädig und äußerst fest gewebt.

Der die Last fördernde, oben laufende Teil des Bandes wird in bestimmten Abständen von Rollenstützen getragen. Durch die schrägen Rollen wird dem Förderbande auf der ganzen Länge die Form einer Mulde gegeben, die das seitliche Abfallen des Gutes verhindert. Außerdem[341] sind zur seitlichen Führung des oberen Bandteiles Kantenrollen (in Fig. 1 und 2 hinter den vorderen Muldenrollen) vorgesehen. Der leer laufende untere Teil des Gurtes wird von wagerechten Rollensätzen getragen. Sämtliche Trag- und Kantenrollen laufen auf hohlen, mit konsistentem Fett gefüllten Stahlachsen [6], die in gußeisernen Böcken befestigt sind. Die Schmierung erfolgt durch große, auf die Hohlachse geschraubte Staufferbüchsen.

Die Entfernung der Rollensätze voneinander hängt von der Breite des Bandes und dem Gewicht der Förderlast ab, und zwar muß für breite Bänder und schwere Belastung der Abstand verhältnismäßig kleiner gewählt werden als für schmale Gurte und leichte Belastung. Im allgemeinen sind für Muldenrollen Abstände von 1 bis 2 m, für die Kantenrollen solche von 10 bis 15 m und für die unteren Tragrollen von 2,5 bis 4 m anzunehmen.

Die fortzubewegenden Stoffe können an beliebiger Stelle der Bahn durch eine Schurre oder ähnliche Vorrichtungen auf das Band geleitet werden und gelangen auf diesem geräuschlos und ohne durch Reibung oder sonstige Einwirkung eine Veränderung zu erleiden, in der Regel bis zur Antriebstrommel, über die sie in einen darunter befindlichen Behälter oder dergleichen hinabgleiten. Das Fördergut kann aber auch mit Hilfe einer besonderen Abwurfvorrichtung an jeder andern Stelle des Bandes abgeleitet werden. Diese Vorrichtung besteht meist aus einem über dem Förderband auf Schienen beweglichen Wagen, der zwei übereinander liegende Rollen trägt. Das etwas ansteigende Band wird zwangsweise über diese beiden Rollen geführt und läßt beim Passieren der oberen Rolle das Gut in darunter angebrachte, seitwärts leitende Rutschen fallen. Der Unterbau der Bandförderer ist den jeweiligen örtlichen Verhältnissen anzupassen und wird vielfach in Betonkonstruktion ausgeführt.


Gurtförderer [2]

Zahlentafel 2. Robins-Gurtförderer von Muth-Schmidt, G.m.b.H., Berlin, besonders für die Förderung schwerer Massengüter (Kohle, Erze u.s.w.).


Gurtförderer [2]

Bei anzeigender Förderung vermehrt um die theoretische Leistung für das Heben.[342]


Literatur: [1] Buhle, Zeitschr. d. österr. Arch.- u. Ing.-Ver. 1908, Nr. 43 ff.; ders., Massentransport (Stuttgart 1908), S. 179 ff.; ders. »Hütte«, 19. – 22. Aufl.; v. Hanffstengel, Die Förderung von Massengütern, Bd. 1 (2. Aufl.), S. 84 ff.; Aumund, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1911, S. 376 ff.; v. Hanffstengel, ebd. 1913, S. 445 ff.; Lincoln, »Stahl und Eisen« 1913, S. 563 ff. – [2] Buhle, Abschnitt Hebe-, Förder- und Lageranlagen in Osthoff-Scheck, »Kostenberechnungen«, 7. Aufl. Leipzig 1913, S. 797 ff., sowie Dinglers polyt. Journ. 1910, S. 87 ff. – [3] Ders., Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1907, S. 1901; ders., Fördertechnik 1910, S. 1 ff. – [4] Organ 1912, S. 360; »Glückauf« 1911, S. 1363; Hartmann, Fördertechnik 1911, S. 258. – [5] Getreide: Buhle, Ueber einige neuere Gurtförderanlagen, Mühlen- und Speicherbau 1909, S. 76 ff.; ders., Rosario, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1910, S. 449 ff. sowie 1913, S. 44 ff. (Königsberg-Erweiterung); Lufft (Rosario); ebenda 1912, S. 797 ff.; Simon, Bühler u. Baumann-Ztg. 1912, S. 253 ff.; Fördertechnik 1912, S. 68 ff.; Schwergüter (allgemein): Hinze, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1912, S. 1169 ff.; ders., Fördertechnik 1913, S. 166 ff. Kohlen: Buhle, Fördergurtkrane, Zentralbl. d. Bauverw. 1906, S. 240 ff., Kohlenverlader in Rotterdam, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1911, S. 701. Koks: »Stahl und Eisen« 1912, Nr. 8, Taf. IV; »Glückauf« 1911, S. 1363 ff. Gießerei: Schilling, Werkstattechnik 1911, S. 185 ff. (Gliederbänder; vgl. a. Buhle, Dinglers polyt. Journ. 1910, S. 52 ff. und Siebbänder: »Glückauf« 1911, S. 1408). Berg- und Hüttenwesen: Buhle, Erzbergbau 1908, S. 194 ff.; ders., Exportwoche 1912, Nr. 18, S. 9 ff.; Körting, Goldbergbau, Techn. Rundschau 1911, S. 581 ff.; Bandförderer in Stollen, »Glückauf« 1912, S. 1755; Gerke, Abbauförderung, Kattowitz 1913. – Ferner: Amerik. Steinschlag-Anlage, Organ 1912, S. 89 ff. und Taf. XII; Bahnhofs- und Posteinricht., Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1912, S. 730; Verkehrstechn. Woche 1912, S. 808, 850 ff.; Elektrotechn. Zeitschr. 1913, S. 46. Stroh, Heu: Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1913, S. 1264 (Gurte mit Leisten). Fische: Techn. Rundschau 1913, S. 475. Torf: Paulmann u. Blaum, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1911, S. 979 ff. Säcke: »Mühle« 1911, S. 963; Zeitschr. f. Binnenschiffahrt 1912, S. 91; Simon, Bühler u. Baumann-Ztg. 1912, S. 129 u. 190. Kisten: ebend. S. 192. Menschen (bewegl. Treppen): Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1908, S. 1408; ebend. 1911, S. 1003, 1085, 1250 u. 1826 ff.; ebenda 1912, S. 1089; Organ 1912, S. 229 u. 320; Welt d. Technik 1912, S. 274. Steigband auf der Hygieneausstellung Dresden 1911, Deutsche Bauztg. 1911, Betonten S. 122. – Gummitransportgurte von Calmon in Hamburg, Glasers Annalen 1913, I, S. 82 ff. – Eine fortlaufende elektr. Wägevorrichtung für Massengüter auf Bändern, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1911, S. 1697 ff. – [6] Buhle, Massentransport, Stuttgart 1908, S. 183, Fig. 445.

M. Buhle.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 340-343.
Lizenz:
Faksimiles:
340 | 341 | 342 | 343
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