Kaufhalle

[411] Kaufhalle (Kaufhaus), ein Gebäude, das zum Lagern und Verkaufe von Waren im großen bestimmt ist.

Im Mittelalter bestanden solche in den Handelsstädten und dienten zur Abhaltung von Meilen oder Märkten; in kleineren Städten waren sie mit dem Rathause verbunden. In neuerer Zeit findet man solche in den Großstädten als Verkaufsgeschäfte, d.h. weitausgedehnte Kaufläden, welche viele Stockwerke eines Hauses einnehmen, z.B. an den Boulevards zu Paris berühmte Firmen für Kleider und Modewaren, die Hunderte von Verkäufern und Arbeiterinnen beschäftigen. Eine andre Art sind die einen Hof oder Garten umschließenden Bogenhallen, unter welchen Reihen verschiedener Kaufläden liegen, so z.B. an den Wandelgängen von Bade- und Kurorten, oder als eines der frühesten Beispiele das Palais Royal in Paris. Eine dritte Art bildet die Passage oder Galerie, ein zwischen zwei belebten Straßen durch einen Häuserblock geführter, glasgedeckter Verbindungsgang, zu dessen beiden Seiten Kaufläden in einem oder zwei Stockwerken sich befinden. Die großartigste Anlage dieser Art ist die Galeria Vittorio Emanuele in Mailand, von Architekt Mengoni erbaut 1865. Dieselbe besteht aus zwei großen sich kreuzenden Hallen, einer weiten Mittelkuppel und enthält 90 Kaufläden.


Literatur: Baukunde des Architekten, Berlin 1884, Bd. 2, S. 1071 f.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 411.
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