Leitungsfähigkeit

[138] Leitungsfähigkeit, elektrische. Die Fähigkeit, den galvanischen Strom zu leiten, kommt, streng genommen, allen Stoffen in jeder Form zu, jedoch zum großen Teil in so geringem Grade, daß man solche als Nichtleiter (vgl. Elektrizität, Bd. 3, S. 401) zu bezeichnen pflegt. Zu den im Gegensatz hierzu stehenden Leitern gehören vor allem die Metalle.

In welcher Weise dieselben leiten, beginnt anscheinend auf Grund der Elektronentheorie erklärt zu werden; ihre elektrische ist der Wärmeleitfähigkeit parallel. Legierungen leiten meist sehr erheblich schlechter als die einzelnen Komponenten.

Bezeichnet man die Leitfähigkeit von Quecksilber bei 0° mit 1, so ist bei gleicher Form der Leitung (s.a. Leitungsvermögen, spezifisches) jene von Silber 59, Kupfer 55, Gold 41, Zink 15, Eisen 6–10, Platin 6,5, Blei, 4,6, Antimon 2,1, Wismut 0,8 Stahl 2–6, Gaskohle ca. 0,02, Messing 10–14, Neusilber 2,4–6, Nickelin 2,3, 20% Platin-Silber 4,8, 40% Nickel-Kupfer 2,0, 12% Mangan-Kupfer 2,8, 30% Mangan-Kupfer 0,9 mal so gut.

Sehr viel schlechter als die Metalle, jedoch noch sehr viel besser als die Nichtleiter, leiten wässerige und auch gewisse andre Lösungen von Säuren, Basen und Salzen, die deshalb auch Elektrolyte genannt werden. Auch zeigen viele Salze im reinen geschmolzenen Zustand elektrolytische Leitfähigkeit (s. Elektrolyte). Elektrolyte zeigen sämtlich die Erscheinung der Dissoziation (s.d.) in Ionen, und die Leitung der Elektrizität durch solche Lösung erfolgt gleichzeitig mit einem proportionalen Transport von Ionen, indem jedes Grammäquivalent eines Ions 96600 Coulombs mit sich führt. – Die besten elektrolytischen Leiter haben nur eine Leitfähigkeit von ca. 1/100000 der schlechtesten metallischen; die Größe der elektrolytischen Leitfähigkeit ist übrigens von der Wanderungsgeschwindigkeit der Ionen des Elektrolyten abhängig, sowie ihrer Konzentration in der Lösung proportional, mit welcher sie wächst, also von der Stärke, d.h. dem Dissoziationsgrad (s.d.) und der Konzentration des Elektrolyten [1].

Die noch viel geringere elektrische Leitfähigkeit der Gase könnte sich nach neueren Untersuchungen [2] ebenfalls als eine elektrolytische erweisen, doch ist darüber noch wenig bekannt. Die Größe der Leitfähigkeit reiner Nichtleiter ist neuerdings untersucht worden [3] und ist etwa millionfach schlechter als die der besten Elektrolyte.


Literatur: [1] Kohlrausch und Hohlborn, Leitvermögen der Elektrolyte, Leipzig 1898; Arrhenius, Zeitsch, physik. Chem., 1, 631 (1887); Ostwald, Lehrbuch d. allgem. Chemie, Leipzig 1893, Bd. 2, 1. – [2] Arrhenius, Wied. Ann. 42, 18 (1891). – [3] Walden, Zeitschr. anorgan. Chemie 25, 225, 1900.

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 138.
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