Newtons Gesetz der Attraktion

[609] Newtons Gesetz der Attraktion. Aus den Keplerschen Gesetzen (s.d.) folgerte Newton, daß die Mittelpunkte der Planeten nach dem Sonnenmittelpunkte hin beschleunigt werden und daß diese Beschleunigung dem Quadrate der Entfernung des Mittelpunktes des Planeten vom Sonnenmittelpunkte umgekehrt proportional ist. Er hat diesen Satz verallgemeinert und die Annahme in die Wissenschaft eingeführt, daß von je zwei materiellen Punkten jeder nach dem andern hin beschleunigt werde und daß die Kräfte, welche diese Beschleunigungen zu geben vermögen, dem Produkte beider Massen derselben direkt und dem Quadrate ihrer Entfernung umgekehrt proportional seien.

Newton nahm an, daß zwei Punkte A und B von den Massen m und m' und dem Abstand r sich gegenseitig mit Kräften gleich k m m' : r2 beschleunigen. Dieser Satz heißt das Newtonsche Attraktions- oder Gravitationsgesetz und k, die Beschleunigung zweier Masseneinheiten im Abstande gleich der Einheit, die Gravitationskonstante. Da die Beschleunigungen der Punkte A und B von jedem nach dem andern gerichtet sind, so wirken die Kräfte so, als ob die Punkte einander anzögen; daher der Name Attraktionsgesetz. Zwischen zwei Körpern von endlichen Dimensionen wirken Kräfte, die aus den Anziehungen je zweier Massenpunkte entspringen und an jedem derselben eine Resultante und ein resultierendes Kräftepaar liefern. Die Bestimmung dieser Kräfte erfolgt mit Hilfe des Potentials der Attraktion (s. Potential). Das Newtonsche Attraktionsgesetz hat sich als allgemein gültig für alle trägen Massen bewährt und die Grundlage für die gesamte heutige Astronomie geliefert. Es findet Anwendung auf die Bewegung der Planeten um die Sonne und ihrer Trabanten um sie, es beherrscht die Bewegung der Doppelsterne und die Störungen, welche von den Himmelskörpern auf ihre Bewegungen ausgeübt werden. Mit seiner Hilfe hat man auch die Masse der Sonne und der Planeten nebst der ihrer Trabanten bestimmt. Newton hat seine Theorie in seinem großen dreibändigen Werke: Philosophiae naturalis principia mathematica, Londini 1687, zuerst entwickelt.

(† Schell) Finsterwalder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 609.
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