[592] Pegamoid, Ledernachahmungen, die aus Baumwoll- oder Leinengeweben oder Papier mittels Imprägnierung mit einem wasserdicht machenden Stoffe hergestellt werden.
In den meisten Fällen wird hierzu Celluloid verwendet, was man schon an dem Kampfergeruch dieser Waren erkennen kann. Die Celluloidspäne, Abfälle der Celluloidfabriken, werden in eisernen, allseitig geschlossenen Gefäßen in 94 prozentigem Spiritus meist mit Zusatz von Rizinusöl unter Rühren zu einer Masse aufgequollen, durch einen dünnen Spalt gepreßt und nun nach verschiedenen Methoden auf das Grundgewebe aufgetragen. Die Masse muß sich hauptsächlich an der Oberfläche verbreiten und darf nicht zu tief in das Gewebe eindringen; daher wird das Produkt in eine Heizkammer gebracht, in der die Alkoholdämpfe abgesaugt werden und eine rasche Trocknung der Ware erzielt wird. Man nimmt gewöhnlich mehrere Imprägnierungen, und zwar mit immer mehr konzentrierten Lösungen vor. Um den »Narben« der verschiedenen Lederarten zu erzeugen, wird die imprägnierte Ware, nachdem sie zuvor zwischen einer mit Dampf geheizten Metallwalze und einer Papierwalze kalandriert worden ist, zwischen einer (ebenfalls mit Dampf geheizten) Metallwalze, an deren Oberfläche der betreffende Narben eingraviert ist, und einer Papierwalze gepreßt. Eine andre Methode zur Erzeugung von Pegamoid bedient sich der Viskose und Fixierung der Cellulose mittels Dampf, worauf noch mit Kautschuk- oder Guttaperchalösungen imprägniert wird. Auch die in Kupferoxydammoniak aufgelöste Cellulose wird als Imprägnierungsmasse verwendet. Eine besondere Art von Ledernachahmung ist das von den Dermatoidwerken Paul Meißner in Leipzig hergestellte Dermatoid,[592] das aus einem (nach einem nicht näher bekannten Verfahren) appretierten Baumwollgewebe besteht. Es zeichnet sich durch große Haltbarkeit und Zähigkeit aus und erfährt durch Wasser, Fett, Schweiß und dergl. keine Veränderung. Von Alkohol, Aether, Chloroform, schwachen Säuren wird es nicht angegriffen, in heißer Kalilauge löst es sich zu einer Emulsion mit molekularen Körnchen und Tröpfchen. In schwachen Qualitäten dienen diese Produkte in vorzüglicher Weise im Buchbindergewerbe, in der Etui- und Galanteriewarenfabrikation. In der Herstellung von Damentäschchen, Reise- und Aktentaschen, Portemonnaies u.s.w. verdrängen diese Ledernachahmungen immer mehr das Naturprodukt. Die stärkeren Qualitäten eignen sich besonders als Möbelüberzug (Kontor-, Herrenzimmermöbel), auch zur Vertretung des sogenannten gepreßten Leders, ferner in der Schuhindustrie als Material für die innere Ausstattung, für Brandsohlen und Lederfutter. Auch als Ersatz für Wachstuch sind sie brauchbar. Vgl. a. Ledersurrogate, Bd. 6, S. 113.
T.F. Hanausek.