Pfründnerhaus

[597] Pfründnerhaus (Altersversorgungs- oder Siechenhaus), eine Pflegeanstalt, durch Stiftung eines Wohltäters gegründet oder aus städtischen Mitteln erstellt, dient zur Aufnahme alter, meist alleinstehender Leute oder Ehepaare, entweder gegen Entrichtung eines geringen Jahrgelds oder einer einmaligen Einzahlung. In diesem Fall werden ihnen ein oder zwei Zimmer zum ungestörten Aufenthalt zugeteilt. Oder es werden mittellose alte Leute, die keine Angehörigen mehr haben und der Gemeinde zur Last fallen, aufgenommen und ihnen Unterkunft und Pflege gewährt. Solche werden, nach Geschlechtern getrennt, in größeren Tageräumen und Schlafsälen zu zehn und mehr Betten untergebracht.

Die Räume liegen meist in einem gemeinsamen Gebäude mit Mittelbau und zwei seitlichen Flügeln. Im Erdgeschoß des ersteren die Verwaltungsräume, darüber Kapelle oder Betsaal, ferner Wohnungen des Vorstandes; in den Flügeln unten Speise- und Arbeitszimmer, in den Obergeschossen die Schlafsäle oder Einzelzimmer und getrennte Krankenzimmer. Waschküche und etwa Desinfektion sind in besonderem Gebäude anzuordnen.

Das Gebäude sollte eine ruhige, sonnige Lage haben, abseits vom Straßenlärm, von einem größeren Garten umgeben, wovon ein Teil mit Anlagen und Spazierwegen versehen ist, der andre als Küchengarten dient. Der Aufbau des Gebäudes sei einfach und würdig.


Literatur: [1] Handbuch der Architektur 1891, IV. Teil, 5. Halbbd., 2. Heft, S. 130 ff. – [2] Baukunde des Architekten 1884, Bd. II, V. Abschn., 3. Kap., S. 448–456. – [3] Deutsche Bauztg. 1890, S. 345; 1893, S. 162, 1894, S. 305. – [4] Wohlfahrtseinrichtungen von Fr. Krupp in Essen, Bd. II: Pfründhäuser zu Altenhof, S. 192/93, Text hierzu Bd. I, S. 33/34.

Weinbrenner.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 597.
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