[168] Polder oder Koog, allgemein eine umdeichte Fläche; man unterscheidet Strompolder im Flußgebiet von den Seepoldern an der Küste. Indessen beschränkt man in der Regel die Bezeichnung auf Seepolder, und zwar auf jüngere umdeichte Flächen, sowie auf solche Niederungen, die einer künstlichen Entwässerung bedürfen und zu diesem Zwecke innerhalb der Marsch mit einer besonderen, das fremde Wasser andrer Bezirke fernhaltenden Bedeichung umgeben sind.
Die nach der Eindeichung eintretende Senkung des Bodens ist bei den Seepoldern gewöhnlich erheblicher als bei den eingedeichten Gebieten der Flußtäler, einmal weil die Ablagerung der schlickhaltigen Sinkstoffe an sich viel stärker ist, namentlich aber, weil unter dem Schlickboden häufig Lager von Darg (ein mit Schilf und Rohr durchsetzter Boden) oder Moor vorkommen, die noch auf Jahre hinaus eine Zusammenpressung erfahren. Deshalb befinden sich viele der alten Polder gegenwärtig 12 m unter ordinärer Flut, während sie zur Zeit ihrer Eindeichung mindestens in gleicher Höhe mit ihr gelegen haben müssen. Die Senkung bei den Einpolderungen an der deutschen Seite des Dollart ist nach Reinholds Mitteilungen in Crelles Journal der Baukunst, Bd. 13, S. 308, zu 0,71,1 cm jährlich ermittelt, während das holländische Binnenland nach den älteren Untersuchungen von Lulolf (Woltmann, Beiträge zur hydraulischen Architektur, Bd. 4, S. 121) seit dem Jahre 1250 in jedem Jahrhundert um 0,45 m gesunken sein soll. In dieser allmählichen Senkung liegt der Hauptgrund zur Verminderung der ursprünglich vorhandenen Vorflut; dazu kommt das allmähliche Anwachsen des Vorlandes, das eine entsprechende Verlängerung und Gefällverstärkung des Außentiefs bedingt. Anderseits liegen die Verhältnisse der Seemarschen in mancher Beziehung günstiger als die der Flußmarschen. So fehlen Eisgang und Eisstopfungen; die hohen Wasserstände haben infolge des Wechsels von Ebbe und Flut eine weniger lange Dauer als das Hochwasser der Flüsse, und da die tonhaltigen Ablagerungen stärker sind, so fehlt auch das bei den Flußdeichen so lästige und schädliche Kuverwasser. Die größere Stärke der fruchtbaren Bodenschichten bedingt zugleich eine erhöhte und dauerhaftere Fruchtbarkeit, so daß das Ausbleiben neuer Schlickablagerungen weniger empfunden wird als in den eingedeichten Flußniederungen.
Bei einem neuen Polder vermindern sich die auf 1 ha entfallenden Eindeichungskosten mit der wachsenden Breite der umschlossenen Fläche. Es besteht deshalb seitens der Besitzer die Neigung, den neuen Deich möglichst weit vorzuschieben; doch sollten nur gutbegrünte und 0,30,5 m über gewöhnlicher Flut liegende Flächen eingedeicht werden. Im übrigen ist es wirtschaftlich richtiger, die Eindeichung vorzunehmen, sobald sich die aufgewendeten Kosten rentieren, als eine Verbreiterung des künftigen Polders abzuwarten, weil die Nutzung des außendeichs liegenden Gebiets infolge seiner zeitweisen Ueberflutung nur eine beschränkte ist. Während sein Wert vielleicht 1000 ℳ. pro Hektar beträgt, steigt er nach erfolgter Eindeichung wohl auf 3500 ℳ. und noch höher. Betragen deshalb unter Zugrundelegung des letztgenannten Wertes die Kosten für 1 m Deich einschließlich der Siele 75 ℳ., so dürfen auf 1 ha Polder 3500 1000 : 75 = 33 m Deich kommen, d.h. es muß das Polder 10000 : 33 = 300 m breit sein, um die Eindeichung nutzbringend zu machen. Diese Art der Berechnung bezieht sich auf Deiche, deren Fuß im seiten grünen Vorlande liegt und deshalb von den gewöhnlichen Fluten nicht getroffen wird; ihre Unterhaltungskosten sind dann mäßig und lassen sich meistens aus den Einnahmen für Beweidung des Deichkörpers decken.
Das Anwachsen des vor dem neuen Deich liegenden Vorlandes pflegt durch die Einpolderung begünstigt zu werden, weil das Flutwasser den Polder nicht mehr wie früher bedeckt; es nimmt also auch die über das Außendeichland zurückfließende Wassermenge und damit die das Ablagern der Sinkstoffe Hörende Strömung entsprechend ab.
Literatur: Hagen, Handbuch der Wasserbaukunst, 3. Teil, 1878, Bd. 1, S. 286 ff.; Garbe, Handbuch der Ingenieurwissenschaften, Bd. 3, 2. Abt., 2. Aufl., 1900, S. 689; Eckermann, Die Bedeichung der Maxquellen, Zeitschr. f. Bauw., 1875, S. 219; Die Polder und Polderdeiche der unteren Scheide in Belgien, Ann. des travaux publics de Belgique 1899.
Frühling.