[636] Rennbahn, im Altertum Hippodrom (s. Bd. 5, S. 64) und Circus (s. Bd. 2, S. 467), Rennplatz, dient zur Abhaltung von Pferderennen, die in England, Frankreich und Deutschland seit dem vorigen Jahrhundert, besonders zur Hebung und Veredlung der Pferdezucht, abgehalten werden, besteht aus zwei Teilen, der eigentlichen Rennbahn und dem Raum für die Zuschauer.
Während erstere aus ebenem oder von Gräben durchzogenem Wiesengelände besteht, das umzäunt oder teilweise freibleibt, ist der Raum für die Zuschauer je nach den Verhältnissen einfacher oder reicher ausgebildet und mit allen für die Abhaltung der Rennen erforderlichen Gebäuden umgeben. Im einfachen Falle sind die für die meist im Frühjahr stattfindenden Rennen (vgl. Art. Rennbahn, Bd. 6, S. 409) nötigen Schranken und Schaugerüste[636] (Tribünen) mit Nebenräumen und Stallungen für die Rennpferde zu errichten. Außerdem ist ein bedeckter Wagraum für die Feststellung des Gewichts der Reiter nötig und darüber ein erhöhter Stehplatz der Schiedsrichter beim Rennen zu schaffen. Die Schaugerüste sollen den zahlenden Zuschauern erhöhte Plätze, die gegen Regen und Sonne zu schützen sind, bieten (Fig. 1). Unter dem gut zu verstrebenden Holzgerüste können die Verwaltungs- und Diensträume sowie die Erfrischungsräume, Aborte u.s.w. eingebaut werden.
Für die großen Rennplätze in der Nähe von Großstädten, wo die Rennen in regelmäßiger Wiederkehr und unter großem Zulauf von Zuschauern abgehalten werden, sind die Gebäude auf längere Dauer einzurichten, daher auf steinernem Unterbau in leichtem Fachwerk oder als Backstein- oder Eisenbetonbauten zu erstellen. Hier sind die unteren Zuschauerplätze mit Sitzen einzurichten, während die darüberliegenden Schutzdächer noch als Stehplätze dienen können (Fig. 2).
Als weitere bauliche Anlagen kommen hinzu: Eingangstore mit Kassenbuden, Totalisator mit einer Reihe von Wett kartenschaltern; Ankleideräume der Reiter bei den Stallungen eine Unfallhilfestelle, aus mehreren Räumen mit kleiner Apotheke bestehend. Ferner eine gute Loge für die Presse auf den Tribünen, mit einem Schreibzimmer und dem Fernsprechamt verbunden. Auf dem inneren Rennplatze kann ein Musikzelt zur Aufteilung gelangen.
Literatur: [1] Handbuch der Architektur, IV. Teil, 4. Halbbd., 2. Heft, 3. Aufl., Stuttgart 1904, S. 185 ff. [2] Baukunde des Architekten, II. Bd., 3. Teil, 2. Aufl., Berlin 1900, S. 513520, und II. Bd., 1. Teil, S. 536. [3] Allgem. Bauztg., Wien 1891, S. 54. [4] Deutsche Bauztg. 1890, S. 433; 1894, S. 375; 1896, S. 549, 561. [5] Berlin und seine Bauten, Berlin 1896, Bd. III, S. 33. [6] Neumeister und Häberle, Die Holzarchitektur, Stuttgart 1895, Taf. 12. [7] Revue générale de l'architecture, Paris 1883, S. 213.
Weinbrenner.
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