Richten, Richtapparate, -maschinen

[422] Richten, Richtapparate, -maschinen. Richten bezeichnet die Beseitigung von Krümmungen und Beulen, die z.B. Walzwerkserzeugnissen nach dem Walzen anhaften oder die z.B. Draht, dünnes Rundeisen durch Aufwickeln zu Ringen erhalten haben. – Auch bei geschmiedeten, gehärteten u.s.w. Arbeitsstücken ist häufig ein Richten (durch Hammerschläge oder mit Hilfe von Pressen) notwendig, um das »Verziehen«, das sie durch die Bearbeitung erlitten haben, zu beseitigen.

Das Richten wird ausgeführt: a) Bei Draht: dünner Draht kann durch Hindurchziehen zwischen zwei Reihen gegenseitig versetzter Stifte, die auf einem Brett (Richtholz) angebracht sind, gerade gerichtet werden. Bei stärkerem Draht wendet man Richtapparate an, die aus mehreren gegeneinander versetzten und nachstellbaren Rollen oder Backen bestehen, vgl. z.B. Nagelherstellung, Bd. 6, S. 573, Fig. 32 bei a, S. 575, Fig. 37, ferner Richtapparate mit rotierenden Backen nach Fig. 1, die den Vorteil haben, die in verschiedenen Ebenen liegenden Krümmungen zu beseitigen.[422]

b) Bei Rundeisen: dünnes Rundeisen (etwa bis zu 25 mm) wird auf Rollen- oder Backenrichtapparaten nach Fig. 1 gerichtet. – Für starkes Rundeisen werden Pressen, in der Regel Exzenterpressen, auch Handrichtpressen (Fig. 2, H. Laißle, Reutlingen) oder Richtmaschinen mit zwei (Fig. 3) oder drei (Fig. 4, M. Mönkemöller & Co., Bonn) schrägliegenden Walzen, oder drei Rollenpaaren angewendet; im letzteren Fall sind die Rollenpaare entweder festgelagert und das Arbeitsstück dreht sich, oder die Rollenpaare drehen sich um das nur längsverschiebliche Arbeitsstück wie in Fig. 5 (H. Laißle, Reutlingen).

c) Bei Profileisen (Richten, Richtapparate, -maschinen, Richten, Richtapparate, -maschinen, Schienen, Schwellen u.s.w.) erfolgt das Richten mit Hilfe von Pressen; in den Hüttenwerken werden gewöhnlich Exzenterpressen (Fig. 6) verwendet, die mit Rollenlagern und -böcken versehen sind, auf denen die Walzstäbe verschoben werden. Der Stab liegt beim Richten auf zwei links und rechts vom Stempel der Presse befindlichen, in der Regel versetzbaren Rollen auf; der Stempel biegt beim Niedergang den Stab in der Mitte durch, wobei die Größe der Durchbiegung durch Zwischenlegen verschieden dicker Flacheisenstücke geregelt wird. Der Stempel dieser Richtpressen bewegt sich entweder kontinuierlich, wobei die Hubzahl mit der Maschinengröße abnimmt, oder es findet nach jedem Stempelniedergang eine Ausrückung statt. Für schwerere Profileisen ordnet man Wendevorrichtungen an, um sie auf der flachen und auf der Hochkantseite richten zu können. Die Arbeit mit den Pressen ist aber zeitraubend, weshalb man neuerdings Profileisenrichtmaschinen mit Rollen anwendet, von denen Fig. 7 eine solche für Richten, Richtapparate, -maschinen-, Richten, Richtapparate, -maschinen-Eisen bis 300 mm Höhe, Schienen, Winkel und andre Profile zeigt. Die oberen Rollen samt dem Deckel, in dem sie gelagert sind, befinden sich in Fig. 7 in[423] zurückgeklapptem Zustand; die Richtrollen sind leicht auswechselbar und bestehen für Richten, Richtapparate, -maschinen- und Richten, Richtapparate, -maschinen-Eisen aus zwei Scheiben, die durch Zwischenstücke von verschiedener Dicke für alle Richten, Richtapparate, -maschinen- und Richten, Richtapparate, -maschinen-Profile eingestellt werden können [6]. Fig. 810 zeigen eine Winkeleisenrichtmaschine (Wagner & Co., Dortmund) [1], [5].

d) Bei Universaleisen: an das Universalwalzwerk schließt sich eine Richtplatte von entsprechender Länge an, gegen deren senkrechte Kante das Universaleisen (Fig. 11 und 12 [Maschinenfabrik Sack, Düsseldorf-Rath]) mit Hilfe einer größeren Anzahl durch Preßwasser betätigter Stempel angedrückt wird [3]; vielfach verwendet man zum Andrücken auch einfach Stemmeisen, die in Löcher der Richtplatte eingesteckt werden.

e) Bei Rohren: man verwendet entweder (Exzenter- oder Spindel-)Pressen oder Richtmaschinen mit Rollen bezw. schräggelagerten Walzen (vgl. Fig. 13 und 14, R. Lindemann, Osnabrück, [4], [7]) oder Mangeln.

f) Bei Blechen: die Blechricht- oder Blechspannmaschinen (Fig. 15 und 16, Breuer, Schumacher & Co., Kalk bei Cöln) besitzen in zwei Reihen fünf bis sieben Walzen, zwischen denen das Blech hindurchgewalzt wird, wobei infolge des stattfindenden Hin- und Herbiegens die vorhandenen Beulen niedergedrückt werden. Die vier Oberwalzen können gemeinsam gehoben und gesenkt werden; außerdem können die beiden äußeren Oberwalzen jede für sich vertikal verstellt werden [1], [5].


Literatur: [1] Fischer, H., Die Werkzeugmaschinen, Bd. 1, 2. Aufl., Berlin 1906. – [2] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1907, S. 1712. – [3] Ebend. 1904, S. 1653. – [4] Ebend. 1905, S. 468. – [5] Ebend. 1902, S. 1390. – [6] »Stahl und Eisen« 1904, S. 1368 (Ueber das Richten von Profileisen unter Rollenrichtmaschinen). – [7] Ebend. 1908, S. 19 (Ueber Richtmaschinen für Rohre).

A. Widmaier.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 5.
Fig. 5.
Fig. 4., Fig. 6., Fig. 7.
Fig. 4., Fig. 6., Fig. 7.
Fig. 8–10.
Fig. 8–10.
Fig. 11.
Fig. 11.
Fig. 12.
Fig. 12.
Fig. 13 und 14.
Fig. 13 und 14.
Fig. 15.
Fig. 15.
Fig. 16.
Fig. 16.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 422-424.
Lizenz:
Faksimiles:
422 | 423 | 424
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