Speisewasserreiniger [2]

[591] Speisewasserreiniger für Lokomotiven, auch Schlammabscheider oder Abschlämmer genannt sollen die im Speisewasser enthaltenen Rückstände (Kesselsteinbildner) möglichst vor Eintritt des Wassers in den Verdampfungsraum des Lokomotivkessels ausscheiden und in besonderen Kammern zurückhalten, aus welchen sie leicht entfernt werden können. Die Rückstände im Lokomotivkessel[591] sind wegen der lebhaften Dampferzeugung auch bei gutem Speisewasser recht beträchtlich; sie schlagen sich, wenn sie erst im Verdampfungsraum zum Ausscheiden kommen, als fester Kesselstein auf den Heizflächen nieder, vermindern den Wärmedurchgang und damit die Wirtschaftlichkeit des Kessels und rufen außerdem noch Wärmestauungen hervor, welche die Betriebssicherheit des Kessels, insbesondere der Feuerbüchse, ganz erheblich gefährden können.

Der Schlammabscheider Bauart Gölsdorf [1] besteht aus zwei flachen Kammern, die vorne im Langkessel zu beiden Seiten des Siederohrbündels eingebaut sind. Das von der Strahlpumpe kommende Speisewasser durchfließt zunächst diese Schlammkammern, wobei die Rückstände ausscheiden und zu Boden sinken sollen, und strömt dann durch Schlitze, die in der Kammerdecke sich befinden, in den eigentlichen Wasserraum des Kessels über. Zum Entleeren der Schlammkammern sind am Boden Ablaßhähne angebracht. Die Wirkung dieser Einrichtung, die man bei Lokomotiven der österreichischen Staatsbahnen findet, ist, besonders bei stark kesselsteinhaltigem Wasser nur unvollkommen, weil die Zeit zum Ausscheiden und Niederschlagen des Schlammes in den verhältnismäßig kleinen Kammern nicht ausreicht.

Erheblich besser wirken Einrichtungen, bei welchen das Speisewasser vor Eintritt in den Wasserraum des Kessels in innige Berührung mit dem Kesseldampf kommt, wodurch das Ausscheiden der Steinbildner gefördert wird. Bewährt hat sich der in Oesterreich und Ungarn viel verbreitete Speisewasserreiniger Bauart Pecz-Rejtjó [2]. Er besteht aus einem auf dem Langkessel angebrachten zylindrischen Dampfgefäß, das durch einen Stutzen mit dem Dampfraum des Kessels in Verbindung steht und daher stets mit Kesseldampf erfüllt ist. In dem Gefäß befinden sich eine größere Anzahl hintereinander gereihter Zellen, die alle unten in eine gemeinsame Schlammrinne münden. Das Speisewasser durchströmt diese Zellen der Reihe nach, erwärmt sich dabei und scheidet einen großen Teil seiner Rückstände ab, die niedersinken, in der Schlammrinne sich sammeln und aus dieser in bestimmten Zeitabschnitten mittels eines am Ende der Rinne angebrachten Hahns ausgeblasen werden.

Bei den neuen Lokomotiven der preußischen Staatsbahnen wird die in Fig. 1 und 2 dargestellte Einrichtung verwendet. Der Speisewasserreiniger besteht aus einem vorne im Langkessel eingebauten Gehäuse a, in dessen Dampfraum das Speisewasser mittels der Düsen b eingespritzt wird. Unter der Einwirkung des Kesseldampfes, der den oberen Teil des Gehäuses erfüllt und das eingespritzte, sein verteilte Wasser rasch erwärmt, und beim Herabrieseln des Wassers über den treppenförmigen heißen Gehäuseboden werden die Kesselsteinbildner ausgefällt, sinken mit dem Speisewasser zwischen den Gehäusewandungen nach unten und setzen sich in dem am Kesselboden angenieteten Schlammtopf c ab, der täglich ausgeblasen wird. Zum Auswaschen des Gehäuses dienen die Waschluken d und e.


Literatur: [1] Organ f. d. Fortschr. d. Eisenbahnw. 1911, S. 91. – [2] Desgl. 1912, S. 171, und »Die Lokomotive« 1912, S. 49. – [3] Glasers Annalen 1915, Bd. 76, S, 196.

Dauner.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 591-592.
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