Anmerkungen
[Die Seitenzahlen beziehen sich auf die Originalausgabe.]
[355] 1. Die Goldspinnerinnen.

Wie S. 10 eine Handvoll aus neunerlei Arten gemischter Hexenkräuter zur Verfertigung des Hexenknäuels gebraucht wird, so kömmt S. 243 ein Trank aus neunerlei Kräutern vor, wovon ein Jüngling drei Tage hinter einander neun Löffel täglich erhält. S. 246 wäscht sich die Höllenjungfrau neun mal ihr Gesicht in der Quelle und umwandelt sie neun mal. S. 262. neun Kinder. Die Heiligkeit und die häufige Anwendung der Neunzahl ist bekanntlich uralt und weit verbreitet, namentlich auch bei den finnisch-tatarischen Völkern. Vgl. Ph. J.v. Strahlenberg Das Nord- und Ostliche Theil von Europa und Asia, Stockholm 1730, S. 75–82, und Schiefner Die Heldensagen der Minussinschen Tataren S. XXIX. Auch in den in neuster Zeit von W. Radloff gesammelten Proben der Volksliteratur der türkischen Stämme Süd-Sibiriens begegnet die Neunzahl sehr oft. Was insbesondere die neunerlei Kräuter betrifft, so erwähnt Strahlenberg S. 78, daß die Bauern in Liefland »gemeiniglich neunerlei Kräuter zu ihren Arzenei-Getränken gebrauchen.« Auch im deutschen Aberglauben spielen die neunerlei Kräuter eine wichtige Rolle (A. Wuttke Der deutsche Volksaberglaube der [356] Gegenwart, 2. völlig neue Bearbeitung, Berlin 1869, §. 120, vgl. auch. §§. 74, 85, 92, 253, 495, 528, 683). K.


3. Schnellfuß, Flinkhand und Scharfauge.

Märchen von Menschen mit derartigen wunderbaren Eigenschaften sind zahlreich. Viele derselben hat Benfey in seinem Aufsatz »Das Märchen von den Menschen mit den wunderbaren Eigenschaften« im Ausland 1858, Nr. 41–45 zusammengestellt. Vgl. auch noch Jahrbuch für romanische und englische Literatur VII, 32. Das ehstnische Märchen ist eine durchaus eigenthümliche Gestaltung des Stoffes. K.

S. 34, Z. 1 und 18 lese man »drei Eier eines schwarzen Huhns.« Wie hier ein schwarzes Huhn, so S. 62 ein schwarzer Hund, S. 70 u. 289 eine schwarze Katze, S. 97 ein schwarzes Pferd, S. 99 schwarze Ochsen. Sch.

Der S. 42 vorkommende Goldapfelbaum, von dem Goldäpfel entwendet werden und bei dem Nachts gewacht wird, bis der Dieb entdeckt wird, ist einem vielverbreiteten Märchen entnommen, welches man »das Märchen von dem Goldapfelbaum und von den drei Königssöhnen« betiteln kann. Es findet sich bei Grimm Nr. 57, v. Hahn Griechische und albanesische Märchen Nr. 70, Schott Walachische M. Nr. 26, J.W. Wolf Zeitschrift für deutsche Mythologie II, 389 (aus der Bukowina), Wuk Serbische Volksmärchen Nr. 4, Waldau Böhmisches Märchenbuch S. 131, Glinski Bajarz polski I, 1, Vogl Die ältesten Volksmärchen der Russen Nr. 2 und nach Schiefners Mittheilung bei Afanasjew VII, 121 und Salmelainen IV, 45. In allen diesen Märchen sind es wunderbare Vögel, welche die Aepfel entwenden. Das masurische Märchen bei Töppen Aberglauben aus Masuren, 2. Aufl., S. 139, gehört nur dem Anfang nach her, verläuft aber dann in ein ganz andres Märchen. K.

S. 47 wäre statt »der Hexenmeister Piirisilla« genauer zu übersetzen »der Hexenmeister von Piirisild,« d.h. Gränzbrücke (Genitiv Piirisilla). Vielleicht steckt in dem Piirisild eine Erinnerung an den Zauberer Virgilius. Letzterer ist sogar noch [357] in einem polnischen Kinderspiel bekannt, das dem englischen »Simon sagts« (s. Wagner Illustrirtes Spielbuch für Knaben, Leipzig O. Spamer, 2. Aufl., Nr. 714) zunächst kommt. Sch.

S. 51, Z. 4 ist mit dem ehstnischen Texte übereinstimmend zu lesen »schwedische Brüder.« Es zogen diese ja zu dem Könige im Nordlande, wie wir aus S. 49 Zeile 6 ersehen. Wir haben zugleich einen Fingerzeig über die Quelle des Märchens. So finden wir auch S. 60 den Schwedenkönig genannt. Sch.


4. Der Tontlawald.

In dem russischen Märchen »die schöne Wasilissa« (Afanasjew IV, 44) wird die Stieftochter in den Wald geschickt, um von der dort wohnenden Hexe (Jagá babá) Feuer zu holen. Auf den Rath der ihr von der Mutter auf dem Sterbebett übergebenen Puppe, mit der sie ihre Nahrung theilt, begiebt sie sich in den Wald und besteht dort alle Gefahren. Die Hexe giebt ihr einen Todtenkopf mit funkelnden Augen mit, welcher ihre Stiefschwestern zu Asche verbrennt.

Gute Kenner der ehstnischen Gebräuche bestätigen mir die S. 74 und 177 vorkommende Sitte, für die Todtenwächter zur Nacht Erbsen in Salz zu kochen. Sch.


5. Der Waise Handmühle.

Außer dem von Herrn Löwe in der Anmerkung auf S. 80 Angeführten verweise ich auf den Aufsatz »Ueber das Wort Sampo im finnischen Epos« im Bulletin der Petersburger Akademie III, 497–506 = Mélanges russes IV, 195–209, in welchem ich verschiedene auf Wundermühlen bezügliche russische Märchen vorführe. Sch.


7. Wie eine Waise unverhofft ihr Glück fand.

Dieses Märchen ist früher von Herrn Kreutzwald mir mitgetheilt und von mir im Bulletin XVI, 448–56 und 562–63 [358] (= Mélanges russes IV, 7–18) in dem Aufsatz »Zum Mythus vom Weltuntergange« veröffentlicht worden, wo auch das in finnischen Märchen Vorkommende verwandten Inhalts berührt ist. Sch.

Wie sich in diesem Märchen (S. 95 f.) ein ins Wasser geworfenes Klettenblatt in einen Rachen verwandelt, so verwandeln sich in Ariostos Rasendem Roland (XXXIX, 26–28) die von Astolf ins Meer geworfenen verschiedenen Blätter in Schiffe. K.


8. Schlaukopf.

Dieses Märchen erinnert einigermaßen an die, welche ich im Jahrbuch für roman. und engl. Literatur VII, 137 f. zusammengestellt habe. Nach Schiefners Mittheilung gehört dazu noch ein finnisches (Salmelainen IV, 126), wo Helli dem Bergkobold (Wuoren peikko) Pferd, Geld und goldene Decke stiehlt. K.


11. Der Zwerge Streit.

Der Streit der Erben (Geister, Teufel, Riesen, Zwerge, Menschen) um Wunschdinge, welche dann der von den Streitenden erwählte Schiedsrichter sich aneignet, kömmt oft in den Märchen des Morgen- und Abendlandes vor. Näher darauf einzugehen ist hier nicht der Ort, nur folgendes sei bemerkt. Die Zahl der Wunschdinge ist häufig drei, und darunter befinden sich sehr oft ein Paar Schuhe oder Stiefeln und ein Hut oder eine Mütze. Erstere bringen den Besitzer entweder, wie hier, sofort an einen gewünschten Ort, oder er kann wenigstens in ihnen mit jedem Schritt Meilen (7–1000) zurücklegen. Der Hut oder die Mütze hat meistens die Eigenschaft unsichtbar zu machen: daß der Träger des Hutes aber alles, auch das fernste und den gewöhnlichen Menschen sonst unsichtbare, sehen kann, ist dem ehstnischen Märchen eigen, ebenso wie der Alles schmelzende Stock. Zwar kömmt unter den Wunschdingen in mehreren Märchen ein Stock oder eine Keule vor, aber nicht mit dieser Eigenschaft.

[359] Was den Umstand betrifft, daß der Hut aus Nägelschnitzeln gemacht ist, so ist außer dem S. 143, Anm. 1 Bemerkten noch auf Schiefners Mittheilung im Bulletin II, 293 zu verweisen, daß die Lithauer in Samogitien ihre Nägelschnitzel nicht wegwerfen, sondern an ihrem Leibe verwahren, aus Furcht, der Teufel könne dieselben auflesen und sich einen Hut daraus machen. Schiefner erinnert auch an das aus Nägelschnitzeln Todter gebildete Todtenschiff Naglfari in der Edda.

Daß Zwerge bei Hochzeiten unsichtbar mitessen, kömmt öfters in deutschen Sagen vor, z.B. in Büschings Wöchentlichen Nachrichten I, 73, Müllenhoff Sagen, Märchen und Lieder aus Schleswig u.s.w.S. 280, Nr. 380, Kuhn und Schwartz Norddeutsche Sagen Nr. 189, 4; 270, 2; 291. K.


13. Wie eine Königstochter sieben Jahre geschlafen.

Man vgl. das finnische Märchen aus Salmelainens Sammlung in Ermans Archiv für wissenschaftliche Kunde von Rußland XIII, 483, das masurische bei Töppen Aberglauben aus Masuren S. 148, das von Chavannes in der Sammelschrift »Die Wissenschaften im 19. Jahrhundert« IX, 100 mitgetheilte russische, das polnische bei Glinski Bajarz polski I, 38, das tiroler bei Zingerle Tirols Volksdichtungen und Volksgebräuche II, 395. Alle diese Märchen gehen gleich dem ehstnischen davon aus, daß ein sterbender Vater seine drei Söhne auffordert, nach seinem Tode der Reihe nach je eine Nacht auf seinem Grabe zuzubringen, welcher Aufforderung jedoch die beiden ältesten nicht nachkommen, während der jüngste, der als Dümmling gilt, alle drei Nächte auf dem väterlichen Grabe wacht. Die Hand der Königstochter soll im finnischen Märchen der erhalten, welcher sein Pferd bis ans dritte Stockwerk der Hofburg springen lassen und der da sitzenden Prinzessin einen Kuß geben kann; im masurischen, wer zu Pferde zweimal in das vierte Stockwerk des Schlosses zur Prinzessin gelangen kann; im russischen, wer zu Pferde der im dritten Stockwerk sitzenden Prinzessin einen Kuß geben, oder nach Varianten: [360] wer über zwölf Glastafeln oder über so und so viel Balken zu ihr oder ihrem Bild zu Pferd gelangen kann; im tiroler, wer einen steilen Felsen empor reiten kann; im polnischen, wer in Ritterspielen siegt. In einigen der zahlreichen, sonst ähnlichen Märchen, in denen jedoch die Nachtwachen auf dem Grabe des Vaters fehlen, muß, wie im ehstnischen, der Bewerber um die Hand der Königstochter einen Glasberg hinaufreiten (Sommer Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen I, 96, Asbjörnsen und Moë Norske Folkeeventyr Nr. 52, Grundtvig Gamle danske Minder i Folkemunde I, 211, Müllenhoff Sagen, Märchen und Lieder aus Schleswig u.s.w.S. 437, Anmerk. zu Nr. XIII). In fast allen hierher gehörigen Märchen macht der Dümmling von seinem Siege zunächst keinen Gebrauch, begibt sich vielmehr unerkannt nach Hause und wird erst nach einiger Zeit, meist ohne sein Zuthun, als der gesuchte Sieger erkannt. In diesem Punkte ist das ehstnische Märchen entstellt. Durchaus eigenthümlich dem ehstnischen Märchen sind der siebenjährige Schlaf der Königstochter und der Umstand, daß der Bauernsohn ein vertauschter Prinz ist. K.

Daß der Glaskasten, in dem die Königstochter ruht, und der Glasberg Nachtklänge der altnordischen Brynhildr-Mythe sind, bemerke ich, indem ich kurz auf Mannhardt Germanische Mythen S. 333 verweise, woselbst man auch das hierher gehörige dänische Volkslied citiert findet, demzufolge Sigfrid den Glasberg hinaufreitet. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der in der russischen Heldensage räthselhaft dastehende Swjatogor (ob nicht entstellt aus Sigurd?), der sein Weib in einem Krystall-Schrein auf den Schultern trägt (Rybnikow I, 37), hierher zu ziehen ist. Wie sehr Verunstaltungen im Laufe der Zeit entstehen können, erkennt man leicht, wenn man bedenkt, wie die dem Swjatogor vom Schicksal bestimmte Braut im Land am Meeresstrand dreißig Jahre auf einem Misthaufen ruht und ihr Leib wie Tannenrinde aussieht; vgl. meinen Aufsatz »Zur russischen Heldensage« im Bulletin IV, 273–85 = Mélanges russes IV, 230–48. In dem Märchen »der Krystallberg« bei Afanasjew VII, 209, kriecht der Königssohn Iwan in Gestalt einer Ameise in den [361] Krystallberg, in welchen der zwölfköpfige Drache die Königstochter entführt hatte; er tödtet den Drachen und findet in dessen rechter Seite einen Kasten, in dem Kasten einen Hasen, in dem Hasen eine Ente, in der Ente ein Ei, in dem Ei ein Samenkorn; dieses zündet er an und bringt es zum Krystallberg, der alsbald zerschmilzt. Sch.


14. Der dankbare Königssohn.

Man vgl. die von mir in Benfeys Orient und Occident II, 103–114 zusammengestellten Märchen, denen man noch Haltrich Volksmärchen aus dem Sachsenlande in Siebenbürgen Nr. 26, v. Hahn Griechische und albanesische Märchen Nr. 54, Glinski Bajarz polski, I, 109, Kletke Märchensaal II, 71, Schneller Märchen aus Wälschtirol Nr. 27. beifüge. In allen diesen Märchen geräth ein Jüngling – meistens in Folge eines erzwungenen oder erlisteten Versprechens seines Vaters – in die Gewalt eines feindlichen Wesens (Teufel, Dämon, Geist, Riese, Meerfrau, Zauberer, Hexe) und trifft da eine Jungfrau – in den meisten Märchen die Tochter jenes Wesens –, durch deren Hilfe er die ihm aufgegebenen schweren Arbeiten verrichtet und die dann mit ihm entflieht. Die meisten Märchen schließen aber nicht hiermit, sondern sie erzählen noch, wie der Jüngling seine Retterin in Folge der Uebertretung einer ihm von ihr gegebenen Vorschrift eine Zeitlang vergißt. – Wie im ehstnischen Märchen der verirrte König dem Teufel das versprechen muß, was ihm auf seinem Hof zuerst entgegen kömmt, so müssen in dem entsprechenden Märchen bei Müllenhoff Nr. 6 die verirrten Eltern dasselbe versprechen, und in dem parallelen schwedischen Märchen bei Cavallius Nr. XIV, A, muß der König in seinem Schiff dem Meerweib das versprechen, was ihm am Strande zuerst begegne. In andern der hierher gehörigen Märchen wird das verlangt und versprochen, was man zu Hause habe, ohne es zu wissen (Glinski, Kletke), oder was die Königin unter dem Gürtel trägt (Cavallius Nr. XIV, B), oder der Sohn wird geradezu verlangt (Campbell, v. Hahn); bei [362] Haltrich endlich wird »en noa Sil« verlangt, was ein neues Seil und eine neue Seele bedeutet.1 – Dem ehstnischen Märchen ganz eigenthümlich ist die Vertauschung des Königssohns mit der Bauerntochter. Auch die Aufgaben, die im ehstnischen Märchen der Teufel gibt, sind andere als in den übrigen Märchen. – Daß die Jungfrau sich und ihren Schützling auf der Flucht verwandelt, kömmt in mehreren der parallelen Märchen vor, insbesondere die Verwandlung in Rosenstrauch und Rose bei Grimm Nr. 113 und Müllenhoff Nr. 6, auch in den theilweis hierher gehörigen Märchen bei Wolf Deutsche Hausmärchen S. 292 und Waldau Böhmisches Märchenbuch S. 268, die in Wasser und Fisch bei Grimm Nr. 113. K.

Wie S. 194 der Königssohn statt seiner Hand eine glühende Schaufel reicht, so in einem russischen Heldenlied Ilja von Murom dem blinden Vater Swjatogors ein Stück erhitztes Eisen (Rybnikow III, 6). Sch.


15. Rõugatajas Tochter.

In dem finnischen Märchen »die wunderliche Birke« (Salmelainen I, 76) hat die böse Syöjätär die vom Königssohne geheirathete Tuhkimus (Aschenbrödel) in eine Rennthierkuh verwandelt; in dieser Gestalt stillt sie ihr Kind; die Rennthierhaut wird vom Königssohn verbrannt; Syöjätär und ihre Tochter kommen in der Badstube um. Sch.

Insofern in beiden Märchen die abgelegte Thierhaut verbrannt wird, berühren sie sich mit den zahlreichen, übrigens anders verlaufenden Märchen von der verbrannten Thierhülle. Vgl. Benfey Pantschatantra I, 254 und meine Zusammenstellung im Jahrbuch für roman. und englische Literatur VII, 254 ff., die sich noch vermehren läßt. K.


16. Die Meermaid.

[363] Die ehstnische Ueberschrift »Näkineitsi« d.i. buchstäblich »Näk-Mädchen« (Nixe) weist auf schwedischen Ursprung des Märchen hin. Sch.

Man vergleiche die bekannte französische, fast in ganz Europa, auch in Schweden zum Volksbuch gewordene Dichtung von der Melusine, die alle Sonnabende2 vom Nabel abwärts zur Schlange wurde und welcher Graf Raimund vor seiner Vermählung mit ihr versprechen mußte, sie nie Sonnabends sehen zu wollen.

Wenn Schlaf-Tönnis aus dem Reich der Meermaid als Greis auf die Erde zurückkehrt, so beruht dies auf dem Glauben, daß Sterblichen im Elfen- oder Feen-Lande die Zeit, ihnen unbewußt, mit reißender Geschwindigkeit verfließt. So glaubt Thomas der Reimer bei der Elfenkönigin drei Tage gewesen zu sein, während doch drei Jahre verflossen sind. (W. Scott Border Minstrelsy, Edinburgh 1861, IV, 127). Ein schwedischer Ritter ist 40 Jahre im Elfenland gewesen und glaubt nur eine Stunde da verbracht zu haben (Afzelius Volkssagen und Volkslieder aus Schwedens älterer und neuerer Zeit, übersetzt von Ungewitter II, 297). Vgl. auch das Märchen aus Wales bei Rodenberg Ein Herbst in Wales S. 128 und die Kiffhäuser-Sagen bei A. Witzschel Sagen aus Thüringen Nr. 277 und 278. Legenden erzählen Gleiches von Menschen, die im Paradies gewesen sind. Vgl. Liebrechts Anmerkung zu Dunlop a.a.O. S. 543 und W. Menzel Christliche Symbolik II, 194 ff. K.


18. Der Nordlands-Drache.

Ueber den Ring Salomonis vgl. Eisenmenger Entdecktes Judenthum S. 351 ff., J.v. Hammer Rosenöl I, 171 ff., G. Weil Biblische Legenden der Muselmänner S. 231 und 271 ff., [364] F. Liebrecht Des Gervasius von Tilbury Otia imperialia S. 77. In einem Märchen der 1001 Nacht (Der Tausend und Einen Nacht noch nicht übersetzte Mährchen u.s.w. in's Französische übersezt von J.v. Hammer und aus dem Französischen in's Deutsche von A.E. Zinserling, I, 311) wird, wie im ehstnischen Märchen, der Ring Salomos, der mit diesem Ring am Finger in einer Insel der sieben Meere begraben liegt, gesucht. K.


19. Das Glücksei.

Daß in Schlangen, Kröten oder dergl. verwandelte Jungfrauen nur erlöst werden können, wenn ein Jüngling sie dreimal küßt oder sich küssen läßt, kömmt in deutschen Sagen öfters vor. S. Grimm Deutsche Mythologie S. 921, W. Menzel Die deutsche Dichtung I, 192, Curtze Volksüberlieferungen aus Waldeck S. 198. K.


20. Der Frauenmörder.

Eine Variante des bekannten Blaubart-Märchens. S. die Anmerkung zu Grimm Nr. 46 und Jahrbuch für romanische und englische Literatur VII, 151 f.K.


23. Dudelsack-Tiidu.

In Bezug auf die Aepfel, welche ein Wachsen der Nasen verursachen, und die Nüsse, durch welche die Nasen wieder klein werden, vergleiche man die Geschichte des Fortunatus und seiner Söhne (s. Zachers Artikel »Fortunatus« in der Encyklopädie von Ersch und Gruber) und Grimm Nr. 122, Zingerle Tirols Volksdichtungen II, 73, Curtze Volksüberlieferungen aus Waldeck S. 34, Campbell Popular tales of the West Highlands Nr. 10, das finnische Märchen aus Salmelainens Sammlung (I, 4.) bei Asbjörnsen und Gräße Nord und Süd S. 145, das rumänische im Ausland 1856, S. 716, Nr. 8. K.

1

Nicht diese letztere Form des Versprechens, aber die übrigen kommen auch in anderen, sonst nicht unmittelbar in diesen Kreis gehörigen Märchen vor, z.B. bei Grimm Nr. 92, Schott Walachische Märchen Nr. 2 (das zuerst Begegnende); Asbjörnsen Nr. 9 (das unterm Gürtel); Wolf S. 199, Waldau S. 26, v. Gaal Märchen der Magyaren S. 129 (das nicht Gewußte zu Hause).

2

Die Fee Manto in Ariosts Rasendem Roland (XLIII, 98) und die Sibylle im Roman »Guerino Meschino« (Dunlop Geschichte der Prosadichtungen, übersetzt von F. Liebrecht, S. 315) werden ebenfalls alle Sonnabende – aber nicht bloß vom Nabel an, sondern ganz – zu Schlangen.

Quelle:
Kreutzwald, Friedrich Reinhold: Ehstnische Märchen. Halle: Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, 1869, S. 355-365.
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