Agave

[164] Agave L., Gattung der Amaryllidazeen, Gewächse mit großen, rosettenförmig gestellten, fleischigen, dornig gezahnten oder dünnern ganzrandigen, bisweilen bewimperten Blättern, hohem Blütenschaft und kandelaberartiger Blütenrispe mit sehr zahlreichen glockenförmigen, honigreichen und schön duftenden Blüten. 50 Arten in Mexiko, dem südlichsten Teil Nordamerikas und in Südamerika. A. americana L. (Maguey, Metl), in Mexiko, kam aus Südamerika 1561 nach Europa, ist über alle tropischen und subtropischen Gegenden, auch über ganz Südeuropa (nördlich bis Bozen) verbreitet, zum Teil verwildert. Sie hat 1–3 m lange, oft über 20 cm breite, graugrüne Blätter, treibt im Alter von 6–10 Jahren einen über 10 m hohen Blütenschaft mit gelbgrünen Blüten und stirbt nach dem Reisen ihrer dattelartigen Früchte ab, während zahlreiche Wurzelschößlinge, die man zur Vermehrung benutzt, hervortreiben. Bei uns in Gewächshäusern gelangt die A. oft erst nach 40–60 Jahren zur Blüte (hundertjährige Aloe). Sie wurde schon von den alten Mexikanern angebaut. Sobald sich der Blütenschaft zeigt, schneidet man die Gipfelknospe heraus, so daß ein Kessel von 0,5 m Durchmesser entsteht. Dieser füllt sich 1–6 Monate lang täglich mit zuckerreichem Safte, der nach der Gärung in ledernen Säcken den Pulque, das Nationalgetränk der Mexikaner, darstellt. Eine Pflanze liefert bis 1100 kg Saft. Durch Röstung der Knospe und der jüngsten Blätter und Gärung erhält man den sehr alkoholreichen Mescal. Die Pflanze wird als Heckenpflanze und zur Befestigung von Flugsand angebaut. Die Blätter enthalten eine sehr feste Faser (Pitafaser), die auf einfache Weise gewonnen wird. Die Wurzel benutzt man in der Heimat arzneilich. Die Blätter werden gegessen, dienen auch zum Dachdecken, ihre Dornen als Nägel, zu Pfeilspitzen, die Blütenschäfte zu Lanzenstangen etc. A. rigida Mill. (Chelem, Henequen, Sacci, s. Tafel »Faserpflanzen II«, Fig. 5), in Yucatan, kultiviert in Westindien und Deutsch-Ostafrika, liefert den Sisalhanf. Auch von andern Arten werden Fasern gewonnen, und von einigen wird der wie bei A. americana gewonnene Saft, nachdem er vergoren ist, zur Gewinnung von Branntwein destilliert. A. heteracantha Zucc. (Irtle, Istle), im nordöstlichen Mexiko, in Texas und New Mexico, wird zur Gewinnung von Fasern (Tampikofaser) kultiviert; auch andre Arten liefern diese Faser. A. vivipara L., mit sehr reichlicher Bildung junger Pflanzen in den Achseln des Blütenstandes, ist in Ostindien verwildert, liefert den Bombay-Aloehanf. In Westindien zur Fasergewinnung kultivierte Agaven werden als Kerratto bezeichnet. Bei uns werden viele Arten (A. atrovirens, s. Tafel »Zierpflanzen II«, Fig. 8) als Zierpflanzen gezogen und frostfrei überwintert. Vgl. Terracciano, Primo contributo ad una monografia delle A. (Neap. 1885); über A. americana: Danielli im »Nuovo Giornale botan. italiana«, 1885.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 164.
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