Alëuten

[293] Alëuten, eine zum Territorium Alaska (s. d.) der Vereinigten Staaten gehörige Inselkette, die sich in einem 1750 km langen Bogen von der Halbinsel Alaska zwischen 163–187° östl. L. und 51–55° nördl. Br. nach W. erstreckt, mit den russischen Kommodoreinseln das Beringmeer vom Stillen Ozean scheidet, Nordamerika aber mit Asien brückenartig verbindet. Es sind ohne die kleinen Klippen 150 Inseln, deren Flächeninhalt 37,840 qkm beträgt, und die 1890 von 967 Alëuten, 734 Mischlingen und 520 Weißen bewohnt wurden. Eingeteilt werden die A. in die Fuchsinseln im O. mit Unimak, der größten derselben (3610 qkm), Unalaska (3090 qkm) und Umnak, ferner in die Vier-Berginseln, die Andrejanowski-Inseln mit Atka, die Ratten- und die Naheinseln mit Attu. Der Hauptort ist Unalaska auf der gleichnamigen Insel mit (1900) 428 Einw. Sämtliche Inseln sind vulkanischen Ursprungs; noch tätig sind die Vulkane Schischaldin (2720 m) auf Unimak und Makuschin (1700 m) auf Umnak. Nördlich von Umnak ist die Bogoslowinsel 1796 aus dem Meer emporgetaucht. Sämtliche Inseln haben bis auf niedrige Weiden und Erlen keinen Baumwuchs. Das Klima ist rauh und feucht (Unalaska: Jahr 3,3°, Extreme -18° und 25°; 1050 mm Regen). – Die Ureinwohner (ebenfalls Alëuten genannt; s. Tafel »Amerikanische Völker I«, Fig. 1) sind ein Zweig der Eskimo (s. d.). Auf ihren Charakter hat der russische Einfluß umgestaltend eingewirkt; ehedem lebhaft und tapfer, sind sie jetzt sanft und neigen zur Trägheit. Kleidung, Wohnung und Zubereitung der Nahrung sind ebenfalls den Russen entlehnt, die sie auch zum griechischen Glaubensbekenntnis bekehrt haben. Ihrem Apostel Wenjaminow verdanken sie die Einführung von Schulen. Hauptbeschäftigung ist die Jagd auf Seetiere, die sie in kleinen, ungemein schnellen Booten (Baidarken) geschickt zu erlegen wissen. Ihre Zahl ist seit dem 18. Jahrh. sehr zurückgegangen, ihre materielle Lage hat sich aber seit Erwerbung der Inseln durch die Vereinigten Staaten gehoben. Die Sprache der Alëuten ist agglutinierend und erinnert auch in ihrer Wortbildung durch Suffixe an die ural-altaischen Sprachen; aber es fehlt ihr die Vokalharmonie. Grammatisch behandelt wurde sie von Wenjaminow (Petersb. 1846) und Fr. MüllerGrundriß der Sprachwissenschaft«, 2. Bd., Wien 1882). Vgl. auch Pfizmaier, Die Sprache der Alëuten (Wien 1874). – Die im Herbst 1741 von Vitus Bering entdeckte Inselgruppe war bis 1867 russisch und kam damals mit den übrigen russisch-amerikanischen Besitzungen an die Vereinigten Staaten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 293.
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